Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 35
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Fakirkünste im Pflanzenreich

ruhen können» bis der endgültige Auflösungsprozeß eintritt? Kein
Forscher und kein Weiser vermag darauf Antwort zu geben.

Direkte Versuche über die Langlebigkeit der Pflanzensamen
hat der französische Botaniker R Becquerel in Gemeinschaft mit
Alphonse de Candolle angestellt. Die Forscher verfügten über
eine große Anzahl von Sämereien aus dem naturgeschichtlichen
Museum in Paris, deren Ankunftsdatum im dortigen Laboratorium
genau vermerkt war. Es handelte sich um beinahe 500 Arten
aus 30 wichtigen Familien, Samen im Alter zwischen 25 und
135 Jahren.

Diese Samen, gewöhnlich zehn von jeder Art, wurden, sorgfältig
präpariert, auf feuchter Baumwolle in mit Glasscheiben be-
deckten Gefäßen länger als einen Monat der ständigen Tem-
peratur von 28 Grad ausgesetzt. Unter den Monokotylen, den
Gräsern, Binsen, Palmen und Lilienartigen, gelangte merkwürdigerweise
nicht ein einziger Same zum Keimen. Unter den
Dikotylen lieferten vier Familien, Schmetterlingsblütler, Nelum-
bien, Malvengewächse und Lippenblütler, Keimerfolge. Von
neunzig Arten der erstgenannten Familie keimten achtzehn, darunter
eine Kassie, von deren 87 Jahre alten Samen noch drei aufgingen
, ferner eine Geißkleeart mit 84 Jahren, Klee von 68,
Linsen von 65 Jahren bis zu Samen von 37 und 28 Jahren herab.
Aus den anderen Familien zählten die ältesten noch keimfähigen
Samen 56, 64 und 77 Jahre.

Dieses Versuchsergebnis ist um so erstaunlicher, als die Versuchsbedingungen
alles andere, nur nicht naturgemäß waren.
Die Natur bewahrt ihre Samen nicht hundert Jahre lang im Laboratorium
keimfähig. Latent wird das Leben nur, wenn der
Same, der seiner Bestimmung gemäß nach mehrwöchiger oder
mehrmonatiger Samenruhe keimen soll, in eine Situation gerät,
die den Keim verhindern würde, ans Tageslicht zu dringen, also
in größere Bodentiefe oder auf den Grund und in den Schlamm
von Gewässern. Da ist es denn als eine wunderbar zweckmäßige
Einrichtung zu betrachten, daß der Same nicht zum Keimen
schreitet, sondern Jahre und Jahrzehnte hindurch der Auferstehung
harrt. Ganz abgesehen davon aber, daß Becquerels Versuche mit
sozusagen untauglichem, unter ganz unnatürlichen Bedingungen
aufbewahrtem Material gemacht wurden, gestaltet sich ihre Aus-
fuhrung ebenso unnatürlich. Nicht in feuchter Watte, dem Lichl
und hoher Wärme ausgesetzt, pflegen Samen zu keimen, sondern
in kühler Erde, unter einer entsprechend dünneren oder stärkeren
Bodendecke, die sie dem Lichte entzieht. Wer weiß, ob nicht
noch mehr und noch ältere Samen gekeimt wären, wenn die Versuch
sbedingungen weniger laboratoriumsmäßig gestaltet gewesen
wären. Immerhin aber bleibt es erstaunlich, daß unter so un-

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