Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 36
(PDF, 147 MB)
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Bi Psychische Studien. XLV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1918.)

natürlichen Bedingungen selbst 80 bis 90 Jahre alte Samen noch
zum Leben erwachten.

Wenn nun die Samen gewisser Pflanzen unter nicht einmal
günstigen Erhaltungsbedingungen noch nach zwei bis drei
Menschenaltern nicht gestorben waren, so läßt das auf eine erstaunliche
Widerstandsfähigkeit dieser anscheinend so zarten Organismen
schließen. Aber die Samen vermögen noch viel härtere
Prüfungen siegreich zu bestehen, Prüfungen, denen auch der gediegenste
Büßer sich schwerlich unterwerfen dürfte. P. Becque-
rel hat gewisse Samen Versuchen ausgesetzt, die das Leben der
Keime nicht nur verlangsamen, sondern völlig aufheben mußten.
Er prüfte zu dem Zwecke die vereinigte Wirkung völliger Austrocknung
, gänzlichen Luftabschlusses und stärkster Kälte an den
Samen der Luzerne, des weißen Senfs und des Weizens. Um die
Samen diesen drei Agentien möglichst zugängig zu machen, wurde
die Samenhaut durchbohrt. So wurden sie sechs Monate lang
im luftleeren Raum in Gegenwart von Ätzbaryt, der jegliche
Feuchtigkeit aufsaugt, unter 40 Grad Wärme ausgetrocknet, bis
kein Gewichtsverlust durch Wasserabgabe mehr eintrat. Hierauf
in luftleer gemachte Glasröhrchen eingeschmolzen, wurden die
Samen zunächst drei Wochen lang der Temperatur der flüssigen
Luft und dann noch 77 Stunden der Kälte des flüssigen Wasserstoffs
(—253 Grad) ausgesetzt. Als man sie danach bei 28 Grad
zum Keimen auslegte, gingen nach einigen Tagen alle Senf-
und Luzernesamen und von den fünf Weizenkörnern vier auf.

Mag man nun bei den schlafenden Samen einen wenn auch
auf das Mindestmaß herabgedrückten, ungemein verlangsamten
Lebensprozeß annehmen, so muß man bei den letztbeschriebenen
Versuchen doch wohl von einer Wiederbelebung toter Samen
sprechen; denn ein noch so verlangsamtes Leben erscheint unter
den genannten Bedingungen ausgeschlossen. Ohne Wasser, ohne
Sauerstoff, bei einer unweit des absoluten Nullpunktes befindlichen
Temperatur und einem minimalen Atmosphärendruck wird
das Protoplasma so starr, hart und untätig wie Stein. Der für
die physikalisch-chemischen Vorgänge der Assimilation und Stoff-
abgäbe notwendige kolloidale Zustand der 'Lebensmasse ist aufgehoben
, die Kontinuität der Lebenserscheinungen völlig unterbrochen
, und doch stellt diese Kontinuität sich wieder her.

Die Bedeutung dieser Versuche für die Lehre vom Lebendigen
ist kaum abzusehen. Sie erlauben ferner den Schluß, daß die
Kälte und Luftdünne des Weltraumes keine Hindernisse für die
Verbreitung der Lebenskeime von Gestirn zu Gestirn wären, sofern
es so einem Keim nur gelingt, von seiner Geburtsstätte sich los-
zulosen und in den interplanetaren Raum zu gelangen. Aber sollten
Explosionen wie die seinerzeit beim Krakatau beobachteten den


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