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Kurze Notizen.
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solchen Vergleichen ist sicherlich groß, man glaubt allzu
leicht, etwas wichtiges gesagt zu haben. Als veranschaulichende
Bilder können diese Vergleiche u. a. von Nutzen
sein, sie erklären aber nichts und verdecken sogar, daß es
hier noch etwas Erklärungsbedürftiges gibt. Solche ana-
logisierenden Vergleiche waren ja früher, besonders zur Zeit
der Naturphilosophie sehr beliebt und haben sieh er mehr
geschadet als genützt Was ist damit gesagt, wenn ein
Naturphilosoph der Schellingfschen Schule, Steffens, einmal
schreibt: „Hunger ist innere Spannung der Assimilation
unter der Potenz der Maße, im Gegensatz gegen eine äußere,
daher das Gefühl des Hungers im oberen Magenmunde."
Ein anderer sagt: „Das Blut ist ein fluktuierender Magnet",
und an anderer Stelle meint er, daß „der Organismus unter
dem Schema der krummen Linie steht" — Ich denke da-
mit ist recht wenig gesagt, die Geschichte sollte uns warnen,
wieder ähnliche Bahnen zu betreten. —
Dazu kommt noch ein anderes, grundsätzliches Bedenken
. Der Okkultismus steht, wenn er konsequent ist,
im Gegensatz zu Materialismus und Mechanismus. Der
Vergleich vom Gleichgewicht ist nun der Welt des Mechanischen
entnommen, and es hat natürlich deshalb auch in
der Welt des Lebens seinen guten, klaren Sinn, von den
Organen zu sprechen zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts
, wie es in der Abhandlung von Trömner geschieht,
du es sich da wirklich um das mechanische Gleichgewicht
handelt. Wenn man aber das Wort als Vergleich
auf andere Lebensvorgänge anwendet, so sieht es zum
mindesten so aus, als wollte man das Leben mechanistisch
deuten, wie der Materialismus es tut. Vielleicht meint es
auch Rasch ig wirklich so. Da der Aufsatz nun in einem
Organ erscheint, das die okkulten Phänomene erforschen
will, so darf ich wohl annehmen, daß der Verfasser auch
Okkultist ist, als solcher aber wird man das Auflösen
des Lebens in Mechanik bestreiten und deshalb lieber von
solchen mechanistischen Vergleichen oder „Erklärungen"
ganz Abstand nehmen
Kurze Notizen.
a)Psycliologie und ihre Anwendung im
Lichte der Kriegserfahrung, lautete der Stoff
zu einem in Nürnberg am 14. Nov. v. J. von dem Münchener
Universitätsprofessor Dr. Fischer im großen Bathaussaal
vor einer vollbesetzten Zuhörerschaft gehaltenen Vortrag
in den Handelshochschulkursen. Redner führte seine Zu-
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