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44 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1918.)
hörer durch die Gebiete der psychologischen Einwirkung
auf die Kriegs verletzten bei der Berufsberatung, der Psychologie
beim Neuaufbau des Wirtschaftsleben, bei der Auslese
geeigneter Bernfskräfte, im politischen und wirtschaftlichen
Kampf, im Militär- und Gesamtleben der Nation, in der
literarischen Beeinflussung der öffentlichen Meinung usw.
Dr. Fischer verwies ferner auf die Erhaltung und Schonung
unseres Feldheeres durch die angewandte Psychologie in
Form von ablenkungsreioher Gestaltung des Lebens hinter
der Front, Siehersteliung der Ernährung, bei Zuteilung der
Mannschaften zu den einzelnen Waffengattungen. Besonderem
Interesse begegneten die Ausführungen des Redners
über die Anwendung der Psychologie im bürgerlichen Leben,
bei der Berufswahl und Berufsberatung, im Gesehä^tsleben
und dergleichen. Lebhafter Beifall lohnte den Vortragenden.
b) Friedenspreisempfänger iin dKriegs-
hetzer. Das bekannte Kopenhagener Blatt , Politiken*
bringt eine Meldung aus London, zu der sich unserseits
jeder Kommentar erübrigt: „Obetst Theodore JRoosevelt
sprach k irzlich im Yale-( lub vor 500 Studenten, die von
seinen Worten zu wilder Kriegsbegeisterung hingerissen
wurden. Der Oberst, welcher in Uniform war, rief der
Versammlung zu: «Wenn wir jetzt Frieden bekommen
würden, wie es von Friedensfreunden, Sozialisten, alten
Trotteln und geschlechtslosen Kreaturen verlangt wird, so
würden wir nach diesem Kriege einen neuen Krieg bekommen
, Die Feinde würden über uns herfallen (!) wie
ein Heuschrtckenschwarm, und Amerika würde ein neue«
China werden !fc (Lebhafter Beifall.) Das wTar Theodore
Roosevelt, der den Friedenspreis erhalten hat. Tiid unserem
hochverdienten Mitarbeiter Dr. Eduard Reich, einem der
ältesten und eifrigsten Vorkämpfer des Yölkerfriedens,
wurde vom Komitee der Nobelstift uug der längst verdiente
Friedenspreis hartnäckig verweigert! Man glaubt nachgerade
in einer Welt völliger FTn Vernunft, bezw. dämonischer Besessenheit
eitler Scheinmensciien, Narren, gewissenloser
Tagesgrößen zu leben. Auch der tatsächlich sich als Diktator
geberdende Erzheuohler Wilson, der im Lande de>
tollen Dollarkultus seine Geldsackbinteresseri durch schönklingende
Freiheit*- und Friedensphrasen zu bemänteln
pflegt, will ja das amerikanische Kriegsziel der „Sicherung
der Demokratie in der ganzen Welt* durch Fortsetzung des
verbrecherischen Kriegs bis zur Vernichtung des preußischen
Militärismus verwirklichen. Hoffentlich gelingt es aber den
ehrlichen Volksfreunden in Bußland, den radikalrevolutionären
Bolschewiki unter der zielbewußten Führung eines Lenin
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