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52 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 2.-3. Heft (Febmar-M&rz 1918.)
Mentalwelt ergeben und wir könnten die Außenwelt nicht damit in
Einklang bringen. Hyslop zweifelt sehr, daß jene Welt ganz
mental oder ganz äußerlich ist. Es ist kein Grund vorhanden,
warum nicht dieselbe Kombination von mental und physikalisch,
so wie wir sie kennen, vorhanden sein sollte - vielleicht ist es
der Fall mit mehr schöpferischer Kraft des Gedankens, wie sie in
Träumen, Delirien und Halluzinationen erscheint, und mit einer
umfangreichen Skala unserer Phantasie. Diese Auffassung würde
mit den allgemeinen Berichten über jene Welt übereinstimmen, so
weit sie aus Quellen stammen, welche als ernst angesehen werden
können.
In den hier folgenden Berichten ist keine Klarheit in dieser
Frage. Sie sprechen von jenem Leben, als wäre es nicht in erster
Linie mental. Dies mag den Auffassungen des Mediums zuzuschreiben
seini Wir kommen darauf bei den einzelnen Fragen zu
sprechen. Es wäre selbstverständlich falsch, diese Mitteilungen als
sichere Botschaften aus der Geisterwelt hinnehmen zu wollen. Ihr
Wert liegt vielmehr in dem psychologischen Interesse, und der
Hauptzweck der Berichte ist, wie schon betont, diese Mitteilungen,
die in ehrlicher und ungewöhnlicher Weise erhalten wurden, in
Zukunft mit ähnlichen Produkten zu vergleichen. Die Antworten
sind zu fragmentarisch, um eine klare Vorstellung von den Dingen
zu geben, selbst wenn wir sie als wirklich und ganz ungefärbt
durch das Unterbewußtsein des Mediums annehmen Alle Vorurteile
, welche auf religiösen Lehren oder auf Wünschen und Vorstellungen
der Gläubigen beruhen, müssen außer Spiel bleiben.
Sie wenden n.cht befriedigt werden. Die wissenschaftliche For-
schung muß dem Problem ohne Vorurteil begegnen; festgehalten
ist nur die Ansicht, daß, wenn eine solche Welt wirklich
existiert, die Kommunikationen ihre Identität beweisen können.
Die Wissenschaft wird nicht annehmen, daß wir irgend etwas
wissen über die spirituale Welt; sie wird das Material, das geboten
wird, prüfen, wie dies auf jedem anderen Gebiet geschieht. Sie
wird die Umstände in Betracht ziehen, unter welchen die Enthüllungen
erfolgten; sie wird dem Unterbewußtsein des Medium?
Rechnung tragen und ebenso den Schwierigkeiten, welche dem
Kommunikator erwachsen, und sie wird die Möglichkeit bedenken,
daß ein Unterschied bestehen kann zwischen der normalen
Existenz in der geistigen Welt und den Bedingungen, unter welchen
die Kommunikationen erfolgen.
Falsch wäre es aber, in vorliegendem Falle, vorschnell von
Schöpfungen der medialen Phantasie oder der „zweiten** Persönlichkeit
zu reden, angesichts der Kenntnisse des Mediums wäre
dies hier durchaus unangebracht und nicht zu beweisen. Wir
müssen bei diesen Phänomenen stets im Auge behalten, daß wir
über den Prozeß der Kommunikation nichts wissen.
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