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Eben-Lederer: Okkulte Vorgänge i. Hau*e d. ehem. Pf.Hildebrandt. 59
verewigten Vaters: niemand kennt den geheimen Zusammenhang
der Dinge; und ich werde keinen Unglauben haben.*
Charlotte, deren stilles Glück in den letzten Jahren ihres
Lebens es ausmachte, die Briefe des Freundes für die Buchausgabe
vorzubereiten, leitet die Erzählung des Erlebnisses
ein: „Es möchte eine Erklärung nötig sein über die dunklen
Andeutungen, welche dieser (17.) Brief enthält. Zwar bin
ich nicht imstande, die Rätsel zu lösen, nur erzählen kann
ich das Geheimnisvolle, was Wilhelm von Humboldt so sehr
interessierte.
Es schien nämlich ganz unzweifelhaft, daß etwas Geheimnisvolles
, ja in ein unsichtbares Bereich Gehörendes,
nie Aufgehelltes, (so sorgfältig auch danach geforscht wurde;
in der Person meines Vaters lag. Auch war er sich dessen
wohl bewußt. Ohne erfreut oder niedergeschlagen darüber
zu sein, sprach er wohl darüber, erzählte mehrere Erfahrungen
aus verschiedenen Epochen seines Lebens, ernst,
würdig, aber festen Glaubens, ohne Furcht, aber auch ohne
spöttisches, starkgeisterisches Verwerfen. Er pflegte wohl
zu sagen: den Zusammenhang zwischen der sichtbaren und
unsichtbaren Welt hat noch niemand erkannt und durchschaut
. — Es waren weniger Erscheinungen als Wahrnehmungen
durchs Gehör; laute, ja lärmende Bewegungen in
den von ihm bewohnten oder benutzten Zimmern, oft, alsbald
wenn er sie verließ, nie während seiner Gegenwarf.
Diese Geräusche waren dem Beschäftigungsgeräusch gleich,
das er in einem eigentlich gelehrten Leben durch die damit
verbundenen Bewegungen erregte, Kramen zwischen Büchern,
Schriften und Papieren; Zusammenrücken der Tische, Herbeiziehen
der Stühle, bald langsames, bald schnelles Hin-
und Hergehen, — alles ebenso, nur lauter, als es mein
Vater betrieb, so daß Mutter und Kinder im unteren Stock
oft glaubten, der Vater sei zu Hause. Dieser pflegte, wenn
es das Wetter erlaubte, mittags vor Tisch eine Stunde
spazieren zu gehen oder zu reiten; er hatte die Gewohnheit,
dann seine Arbeitsstube zu verschließen und den Schlüssel
einzustecken. In dieser Mittagsstunde wrar das Lärmen am
lautesten. Sehr oft, wenn er zu Tisch kam, war er ernst,
düster und schweigend, aß wenig oder auch gar nichts. Ein
andermal erzählte er, ruhig immer, aber mit umwölkter
Stirn: wenn er den Schlüssel einstecke und aufschließen
wolle, scheine es, als ob der unsichtbare Teilnehmer des
Zimmers, gleichsam als werde er überrascht, schnell aufspringe
und mit Poltern, Umwerfen der Stühle in das Nebenzimmer
eile, das aber immer von beiden Seiten verriegelt
war. Sehr oft sei es so, daß er glauben müsse es habe
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