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Eben-Lederer: OkkulteVorgäügei. Haused. ehem.Pf.Hildebrandt. 61
doch auch wahre Erzählungen, wirklich übernatürliche
Wirkungen, wie die von Ihnen beobachtete, häufiger sind:
wenn das ist, ist die Erklärung freilich schwierig, zumal,
wo so eine Wirkung von mehreren, sehr verschiedenartigen
Menschen beobachtet wurde, wie es in Ihrem Hause der
Fall war. Denn Erscheinungen und Gesichte einzelner
würden sich eher erklären lassen. — Ich sagte schon, daß
eine gewisse Empfänglichkeit auch zur Wahrnehmung des
übersinnlichen gehöre. Diese mochten die Menschen in
früherer Zeit mehr haben, wo sie weniger weltlich zerstreut
lebten, ihr Gemüt, innerlich gesammelt, frommer und ernster
auf ein Wesenreich außerhalb der irdischen Welt gerichtet
war. Gerade bei einem Manne von so würdigem, tief religiös
gestimmten Charakter, wie Ihr Vater war, konnte das
füglich der Fall sein. Wie es sei. so hat er die Sache
treW aufgenommen, zugleich ohne Furcht und Unglauben.
Die Erzählung hat mich ausnehmend interessiert."
Und an anderer Stelle, sich auf eben diese Erlebnisse beziehend
: „In der Xatur Ihres Vaters war etwas, das vom
Willen und Bewußtsein unabhängig und getrennt erschien.
Dieser gewissermaßen natürliche Magnetismus hat etwas in
sich Geheimnisvolles, von dem sich weder Ursachen noch
Folgen berechnen lassen, das immer wie eine unbekannte
Größe dasteht." „Natürlich Magnetische Träume" nennt
Humboldt die folgende, sich wiederum an die Person von
Charlottes Vater knüpfende Vorschau, über die sie berichtet
:
„Mein Vater erkrankte schwer uud langwierig in meiner
frühesten Kindheit. Gegen alle Erwartung der Arzte wurde
er erhalten und gerettet durch eine schwere Operation, die
ein sehr geschickter Wundarzt, der hinzugezogen wurde,
verrichtete. Derselbe wurde, nach erfolgter gänzlicher Genesung
des Vaters, von der Familie wie ein teurer Wohltäter
geliebt und verehrt, und beide Häuser kamen in innige
Verhältnisse. Im nächsten Frühjahr wurde der erste Besuch
in die benachbarte Stadt zum Doktor gemacht. Dieser
kleine fröhliche Ausflug war für uns alle ein wahres Fest.
— Schon beim Stillhalten des Wagens aber, beim Aussteigen
, beim Eintritt in den Hausflur wurde mein Vater
still und bestürzt, mehr noch beim Eintritt in die Wohnstube
. Das M/sche Haus war alt und winkelig, man fand
sich nicht gleich darin zurecht, und ein versteckter Gang
führte in einen kleineu Garten, von den Kindern der „Irrgarten
" genannt. Nach dem ersten Empfange sollten nun
erst den Gästen die Zimmer angewiesen werden. Jetzt
nahm mein Vater den Hausherrn an den Arm, mit den
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