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Kben-Lederer: Okkulte Vorgänge i. Hause d. ehem. Pf. Hildebrandt. 6->
anders gewesen ist. Sie sagen: Ihrer Seele habe sieh in
späterer Zeit nach und nach die Meinung bemächtigt, die
Jung-Stilling in seiner „Theorie der Geisterkunde8 (ich
habe sie nicht gelesen) aufstellt, daß die uns Vorangegangenen
, heller Sehenden, mit Liebe uns- Umgebenden,
uns oft gern Schützenden warnend ans erkennbar zu werden
suchten, und dies gern, um tiefere Eindrücke zu bewirken,
an bedeutende und wichtige Ereignisse knüpften, wo es
nur allein darauf ankomme, daß sie sich mit uns in „Rapport
* zu bringen vermöchten, was allein davon abhänge,
in welcher Entbundenheit der geistige Zustand von den
äußeren Sinnen sich befinde. In diesem entbundenen Zustande
glauben Sie vielleicht in jener Stimmung gewesen
zu sein, wo Sie über alle gewöhnlichen Rücksichten hinaus
Ihre Entschließungen niedergeschrieben haben. . . . Sie
wurden hier in dem Augenblicke gewarnt, wo Sie einen
bis dahin nur Ihnen bekannten Gedanken niederschreiben
wollten, einen Federzug tun, der Ihr Leben in vielfache
und unglückselige Verwirrung ziehen sollte; Sie wurden
mit der Stimme gewarnt, die bald nicht mehr sein sollte, (die
Stimme der Mutter) und ts wurde, wie Sie bemerken, um
sicherer Sie zum Nachdenken zu führen, der Moment bedeutend
bezeichnet, da Ihre Mutter gerade in demselben
Moment acht Tage nachher starb. Das war offenbar nicht
von dieser Welt. Es war eins der Zeichen, die selten, aber
doch bisweilen kund werden von dem, was eine im Leben
unübersteigbare Kluft von uns trennt."
Humboldt kommt zu der Uberzeugung: „Es gibt unleugbar
ein stilles, geheimnisvolles, mit irdischen Sinnen
nicht zu fassendes Gebiet, das uns, ohne daß wir es ahnen,
umgibt; und warum sollte da nicht auf Augenblicke der
Schleier reißen, und das vernommen werden können, wozu
in diesem Leben sonst keine vernehmbare Spur führt?"
Wenngleich der Natur der Medialität an sich wenig
sympathisch gegenüberstehend, („da sie das Urteil über den
ganzen Meuschen, in dem sie sich befindet, ungewiß macht",
und, 22. Brief: „Mir würde schon in der Idee ein Zustand
peinlich sein, wie der war, wo in dem Traum, von dem Sie
erzählten, Ihr Vater von einem fremden Geiste in seiner
unmittelbaren Existenz beherrscht worden zu sein scheint;
ich bedarf der Klarheit der Gedanken und des Bewußtseins,
daß nichts in mir ohne meinen bestimmten und wohlgeordneten
Willen vorgeht",) so ist, wie aus den Briefen an Charlotte
Diede hervorgeht, Humboldt dennoch vorurteilslos,
mit der Bescheidenheit Ehrfurcht und Einsicht eines Großen
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