Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 65
(PDF, 147 MB)
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Dobberkau: Vom Daimonion des »Sokrate*.

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mit ihm gesprochen und seinen Entschlüssen etwas Göttliches beigemischt
habe. Viele sonderbare Fälle dieser Art kannst du von
den Freunden des Sokrates erfahren; ich führe nur einen einzigen

an :

Einst ging Sokrates zum Wahrsager Euthyphron. „Auf einmal
blieb er stehen und nachdem er eine ziemliche Weile bei sich
nachgedacht hatte, kehrte er um und rief seine Freunde, die etwas
\ orausgegangen waren, zurück, indem er ihnen sagte, sein Genius
hindere ihn weiter zu gehen/*

Die meisten kehrten mit ihm um, nur einige junge Leute
nicht, „vermutlich um Sokrates* Genius einmal Lügen zu strafen/*
Aber sie ftießen auf eine Herde Schweine, denen sie in der engen
Gasse nicht ausweichen konnten. Da wurden einige der jungen
Leute von den Schweinen zu Boden geworfen, die übrigen aber
mit Kot besudelt, „sodaß wir uns immer mit Lachen an Sokrates*
Genius erinnerten und zugleich wunderten, wie sorgfältig sich die
Gottheit dieses Mannes bei jedei Gelegenheit annahm/*

„Daß Sokrates sein ganzes Leben hindurch in einer freiwilligen
Armut beharrte, obgleich viele seiner Freunde von Herzen
gern ihre Reichtümer mit ihm geteilt hätten; daß er bei allen
Hindernissen, die ihm im Wege standen, fest an der Philosophie
hängen blieb, ja daß er endlich, als der Eifer und die Bemühung
.einer Freunde ihm die Entweichung aus dem Gefängnisse er-
leichtert hatte, gegen alle ihre Bitten taub war und dem herannahenden
Tode nicht entfliehen wollte, sondern seinem Kommen
mit festem unerschrockenem Mute entgegensah, - alles dies beweist
, daß er durch eine höhere Leitung durch bessere Beweggründe
zur Tugend hingezogen wurde. So habe ich auch gehört,
daß er einigen seiner Freunde den Untergang des athenischen
Heeres in Sizilien vorausgesagt habe. Noch vorher aber trug sich
folgender Fall zu. Cyrilampes war nach der Schlacht bei Delium
auf der Flucht verwundet und zum Gefangenen gemacht worden.
Als er vernahm, daß Sokrates nebst Alkibiades und Laches auf
dem Wege über Rheliste glücklich entkommen wären, machte er
sich selbst und einigen seiner Freunde und Kameraden, die das
Unglück gehabt, auf der Flucht über den Parnes von Reitern
niedergehauen zu werden, die bittersten Vorwürfe, daß sie dem
Genius des Sokrates nicht gehorcht und einen andern Weg, als
jener sie führen wollte, genommen hätten.**

Über diesen Fall berichtet auch Cicero.

Simmias „hat einstmals den Sokrates über seinen Genius befragt
, aber keine Antwort erhalten und deswegen keine zweite
Fiage tun wollen. Aber er sei öfters dabei gewesen, wenn Schates
solche, die sich einer göttlichen Erscheinung rühmten, für
Prahler erklärte und dagegen diejenigen, die vorgaben, eine


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