Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 67
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Dobberkau: Vom Daimonion des Bokrates.

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wandten beweinten ihn als tot, da er des Morgens heiter und vergnügt
wieder heraus kam. Er dankte Gott, und sobald er sich
von der ihn umringenden Menge losreißen konnte, erzählte er uns
viele wunderbare Dinge, die er gesehen und gehört hatte.

Nachdem er zu dem Orakel hinabgestiegen war, geriet er
zuerst in eine tiefe Finsternis. Er betete zu den Göttern und blieb
eine geraume Zeit da liegen, ohne sich recht bewußt zu sein, ob
er wachte oder träumte. Doch däuchte ihm, als wenn er einen
Schlag, der mit ziemlichem Geräusche verbunden war, vor den
Kopf bekäme, wovon sich sogleich die Nähte der Hirnschale öffneten
und die Seele herausgehen ließen. Diese schwang sich alsbald
in die Höhe und nachdem sie sich zu ihrem großen Vergnügen
mit der reinen durchsichtigen Luft vermischt hatte, schien
sie sich erst eine Zeit lang zu erholen uncT immer größer zu
werden*4.

Hierauf sah Timarchu*' eine Reihe von Bildern, die wohl
sicher seiner Traumphantasie entstammten und kaum zu deuten
sind. Er hörte dann eine Stimme, die ihm diese Bilder erklärte;
Wie wir dies zu bewerten haben, zeigt uns du Prel in seiner
„Philosophie der Mystik", wo er den Traum als einen Dramatiker
daisteilt.

Der Unsichtbare sprach dann weiter zu Timarchus:

„Jede Seele ist eines Verstandes teilhaftig und es gibt keine,
die der Vernunft und des Denkens gänzlich beraubt wäre. Nur
derjenige Teil von ihr, der sich mit dem Fleische und den Leidenschaften
vermischt, erleidet eine Verwandlung und wird durch
Vergnügen und Schmerz vernunftlos. Doch vermischt sich nicht
jede Seele auf dieselbe Weise. Einige senken sich ganz und gar in
den Körper und werden von den Leidenschaften während des
Lebens durchaus zerrüttet und verdorben. Andere vermischen
sich nur nach einzelnen Teilen; das, was an ihnen das Reinste ist,
bleibt außerhalb des Körpers und läßt sich von dem Übrigen auf
keine Weise nachziehen. Es schwimmt sozusagen, auf der Ober-*
fläche, und berührt nur den Kopf des Menschen.

Dasjenige, was in den Körper versenkt ist, nennt man Seele,
und was von Verderbnis frei bleibt, heißen die meisten Verstand
und bilden sich ein, daß dieser in ihnen selbst liege. Andere aber,
die bessere Einsicht haben, glauben, daß er außer dem Menschen
befindlich sei, und nennen ihn Genius.

Von eigener Art war die Seele des Klazomeniers Hermodorus.
die, wie man sagt, bei Tag und Nacht ihren Körper verließ, überall
herumschweifte und dann wieder zurückkehrte, nachdem sie in
großer Ferne vielerlei Dinge mit angesehen und angehört hatte.
Dies tat er so lange, bis sich endlich seine Feinde durch Verräterei
seiner eigenen Frau des von der Seele verlassenen Körpers bemächtigten
und ihn samt dem Hause verbrannten. Diese Erzäh-

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