Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 68
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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68 Psychische Studien XLV. Jahrg. 2.-3. Heft. (Februar-März 1918:»

Jung ist aber nicht ganz richtig. Die Seele selbst verließ den
Körper nie; sie gab nur dem Genius von Zeit zu Zeit nach, er-
weiterte das Band, wodurch sie mit ihm verbunden war, und gestattete
ihm, in der Welt herumzuirren, damit er ihr alles, was
er auswärts gesehen und gehört hatte, hinterbringen sollte.

Dies alles wirst du, Jüngling, binnen drei Monaten viel deutlicher
erkennen. Jetzt keine zurück.

Als die Stimme aufgehört hatte, wollte sich Timarchus umwenden
, um zu sehen, wer mit ihm geredet hätte; aber auf einmal
empfand er wieder einen heftigen Schmerz am Kopfe, als
wenn er mit Gewalt zusammengepreßt würde, und dann sah und
hörte er nichts mehr, was um ihn herum vorging. Nach einiger
Zeit kam er wieder zur Besinnung und fand sich m Trophonius'
Höhle am Eingange liegen, eben da, wo er sich zuerst niedergelegt
halte.

Dies ist das Märchen von Timarchus. Er kam nach Athen
zurück vnd starb, wie jene Stimme voi ausgesagt hatte, nach drei
Monaten. Da wir voller Verwunderung diese Begebenheit dem
Sokrates erzählten, verwies er uns sehr, daß wir bei Timarchus
Lebzeiten ihm nichts davon gesagt hätten, denn er würde sie
gerne von ihm selber gehört und ihn darüber noch genauer befragt
haben." —

Noch eine andere Deutung des Genius des Sokrates führt
Plutarch an:

.»Könige und Heerführer geben ihre Willensmeinung den
Fremden durch Feuerzeichen, öffentlichen Ausruf und Trom-
petenschall zu erkennen, aber ihren Freunden und Vertrauten erteilen
sie ihre Befehle selbst. G<eichergestalt spricht auch die
Gottheit durch sich selbst nur mit wenigen und sehr selten; dem
großen Haufen aber gibt sie ihren Willen durch Zeichen zu erkennen
, woraus dann die Wahrsagerkunst entstanden ist. Der
Menschen sind also immer nur sehr wenige, die die Gottheit so
vorzüglich begünstigt, und die sie zu höchst glücklichen und wahrhaft
göttlichen Menschen machen will. Allein die der Zuneigung
entledigten Seelen, die ferner mit dem Körper nichts zu tun haben
und einer unbeschränkten Freiheit genießen, diese werden
Genien, bestimmt, wie Hesiodus sagt, für das Wohl der Menschen
zu sorgen.

Sie verachten noch nicht ganz die Angelegenheiten, Neigungen
und Beschäftigungen dei Menschen, sondern sie bezeugen
sich gegen alle, die nach dem nämlichen Ziele streben, günstig,
unterstützen sie in ihrem Eifer für die Tugend und feuern sie durch
Ermunterungen immer mehr an, wenn sie schon nahe am Ziele
ihrer Hoffnungen kämpfen oder sie dasselbe erreichen sehen.
Doch nehmen sich die Genien nicht eines jeden ohn* Unterschied
an.


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