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74 Psyckisehe Studien. XLV. Jahrg. 2.-1 Heft. (Februar-Miliz 191\>
tika viele Todesfälle verursacht werden. Diejenigen Ar/te.
welche bei Operationen die Hypnose anwandten, haben
keinerlei schädliche Folgen feststellen können. Ich halte
die Hypnose in den Fällen, wo es sich darum handelt,
Empfindungslosigkeit hervorzurufen oder als Mittel gegen
Schlaflosigkeit für völlig unschädlich, verwerfe dieselbe aber
als schädlich, wenn sie da>,u dienen «soll, körperliche Krankheiten
zu beseitigen, hier kann nur eine magnetische Behandlung
erfolgreich sein. Ganz anders liegt indessen die
Sache auf seelischem Gebiete.
Die Schlafsuggestionen sind im Gegensatz zu den Waeh-
suggestionen von großem Einfluß auf das Seelenleben. Hervorragende
Erfolge wurden von verschiedenen Ärzten bei
Geisteskrankheiten festgestellt, darüber berichtete bereits
vor mehreren Jahren schon Dr. Seiff in den „Blättern für
klinisch? Forschung" und in der ^Psychiatrischen .Rundschau
". Es würde zu weit führen, hier diese Berichte über
erfolgte Heilungen zu bringen. Jedenfalls müßte meine*
Erachtens die Hypnose bei der Behandlung geisteskranker
Personen eine ausgedehnte Anwendung finden. Wir haben
hier den treffendsten Beweis dafür, daß Hypnotismus und
Magnetismus zwei ganz verschiedene Dinge sind. Der
Magnetismus wirkt erfolgieich auf körperlichem, der Hypnotismus
auf seelischem Gebiete.
Auch bei der Steigerung geistiger Fähigkeiten und der
Stärkung des Gedächtnisses leistet der Hypnotismus ausgezeichnete
Dienste, desgleichen bei der Beseitigung de«-
„Examenfiebers", wie Dr. Kallmann in seinem Buche: „Die
Furcht vor dem Examen und ihre Beseitigung* in interessanter
Weise an vielen Beispielen zeigt. Interessant ist
ein Fall, den Dr. Schrenek-Notzing — der den Lesern dureh
seine hervorragenden Werke bekannt sein dürfte — dureh
Hypnose behandelte. Ich zitiere hier nur einige Stellen
aus einem Briefe vom 26. Juni 1891, den Herr B. S., damals
stud. med., nach der erfolgten Behandlung an Herrn Dr.
Schrenck-Notzing richtete . . Ich machte nämlich die
Prüfung mit Auszeichnung. Dieses verdanke ich lediglieh
Ihrer vorzüglichen Anwendung der Suggestion; denn, was
Sie mir suggeriert hatten, traf vollständig zu. Tch hatte
einen ganz klaren Kopf, nicht die Eingenommenheit, welche
mir sonst beim Studieren und Rekapitulieren des Gelernten
so hinderlich war. Da ich viel studiert hatte und infolge
der Suggestion sicher war, das Erworbene an richtiger Stelle
anwenden zu können, ging ich ganz gleichgültig zur Prüf um».
Durch einen solchen Erfolg wurde mein Vertrauen zum
Hypnotismus noch bedeutend verstärkt" . . .
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