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Klinckowstroem: Die Wünschelrute u. psyeho-phys. Probleme. 79
sein Blickfeld gelangt, nachher aber erst bewußt von ihm
bemerkt worden.
Verfasser läßt, wie gesagt, das Wünschelrutenphänomen nur
als rein psychophysische Erscheinung gelten und erklärt zutreffende
Kutenausschläge restlos mit äußeren, vom Rutengänger unbewußt
wahrgenommenen Anzeichen: „durch Auge und Muskelgefühl
vermittelte Lokalzeichen** (S. 13); daß „durch besondere Empfindlichkeit
gegen Schall« und Tasteindrücke (durch die Fußsohlen
vermittelt) Höhlen, Wasserleitungsrohrbrüche sich bis zu
einem gewissen Grade dem Rutengänger erschließen** (S. 31 32).
Ob Verf. dieses summarische Urteil nach Kenntnisnahme des vorliegenden
reichen Beobachtungsmaterials wird aufrecht erhalten
können? Nach meiner, ich kann wohl sagen recht umfassenden,
Kenntnis des gesamten Tatsachen komplexes der Wünschelrute, die
ich niht unkritisch zu werten pflege, muß ich sagen, daß diese
Erklärung Graßberger's keineswegs hinreicht, um die Frage
restlos zu lösen, und ich bin hier im vollen Einvernehmen mit
zahlreichen hervorragenden Gelehrten, die der Wünschelrute ihre
Aufmerksamkeit gewidmet haben, einschließlich der von Prof.
Graßberger genannten (S. 2) Professoren Heim und
Weyrauch. Auch würden derartige Anzeichen, was leicht
übersehen wird, sehr oft mehr irreführen als richtig leiten. Ich erinnere
z. B. an die Experimente von Svante Arrhenius mit
einem Stockholmer Wasserbauingenieur, der sich anheischig
machte, mittels der Wünschelrute genau das Wasserleitungsnetz
in den Straßen Stockholms festlegen zu können. Obwohl der
Rutengänger Fachmann war, und obwohl auch er die Hydranten
gewiß sehen konnte, stellten sich seine Angaben bei der Nachprüfung
als vollkommen falsch heraus. Wären die Resultate
positiv gewesen, so hätte man das gewiß im Hinblick auf die
, Lokalanzeichen** und die Fachkenntnisse des Rutengängers auch
nicht gelten lassen. Es ist also, wie man sieht und wie ich schon
des öfteren eingehend ausgeführt habe, nicht so leicht, die Anordnung
von Wünschelrutenversuchen so zu treffen, daß das Ergebnis
nachher ein eindeutiges ist. Daß bei Laboratoriumsver-
suchen des Verfassers mit wassergefüllten Gläsern (S. 7/8) das
Resultat völlig negativ war, indem Treffer und Nieten sich über
alle Versuche so wie bei reinen Zufallsspielen verteilten, das kann
nur jemanden überraschen, der von der Wünschelrutenpraxis nicht
viel mehr kennt als die B e n e d i k t'sche Zahlenmystik.
Die Versuche, die Verfasser als Rutengänger selbst unternommen
hat, erscheinen uns weniger bedeutungsvoll, als seine
Selbstbeobachtungen bei den entsprechenden Reaktionen. „Ich
b e s c h 1 o ß*\ sagt der Verfasser, „daß die Rute auf Rot mit
einem Ausschlag nach unten, auf Blau mit einem solchen nach
oben zu reagieren habe. Dann beschloß ich, daß sich der Aus-
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