Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 89
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Hofmaim: Ueber die Stellung d. Frau in d. Zukunftsgesellschaft. 89

In der kooperativen Gesellschaftsordnung, mit vereinfachter
und möglichst vegetarischer Lebensform, sowie in
der Koedukation (Zusammenerziehung beider Geschlechter),
welche übrigens auch die einzige Möglichkeit für die partielle
Entlastung der Frau von einseitigen Haushaltspflichten
bietet, ist dies durchaus möglich! Ich verweise hier auf
die Statuten einer von Henri Ödenkoven geplanten Siedlung
, welche diese Fragen eingehend behandeln.

Es wäre nun ganz falsch, meine vorhin ausgesprochene,
persönliche und ideale Uberzeugung als Ergebnis eines willkürlich
oder schrankenlos - individualistischen Sinnes auszulegen
, denn zu dieser sittlichen Berechtigung der freien
Liebestat gehört vor allem ein ausgeprägtes Gefühl der
Verantwortlichkeit in besonderen Fällen, und in Anbetracht
der menschlichen Unvollkommenheit auch ein Gefühl der
Gerechtigkeit gegenüber den beiden Geschlechtern, sowie
genaueste, aus Selbstzucht entspringende Unterscheidung von
Pflicht und Recht und ein unbedingter Mut der Selbstvertretung
.

Leider - und zum Nachteil des größten Teiles unserer
„leidenden* Frauenwelt steckt hier ein gewaltiger Haken.
Die meisten Frauen sind, ob jung oder alt, aus den Händen
ihrer meist noch schablonenhaften Erzieher hervorgegangen,
bis in die geringfügigsten Dinge von diesen abhängig; die
wenigsten bringen es über sich aus eigener Beobachtung
und Urteilsfähigkeit, aus eigenstem Gefühl und Wunsch,
Vorurteile des Herkömmlichen, der Mode, des „Milieu*,
abzustreifen. Kaum, daß in vielen Fällen ein Kleid aus
eigener Wahl angeschafft und angezogen, eine geschmackvolle
Anderimg der Frisur vorgenommen, ein Ausflug, eine
Reise, ein Verkehr aus eigener Initiative gewagt wird.
Immer sind es entweder Vater oder Mutter, oder die „Erzieherin
* oder der „Gatte*, selbst Freunde, oder das „on
dit*, welche die freie Regung und Betätigung hemmen und
von denen sich die Frau ganz besonders hemmen läßt! Sie
würde gern diesen oder jenen Mann kennen lernen, mit ihm
spazieren gehen, tanzen, ihm ihre Neigung kundgeben, aber
der „gute Ton* erlaubt das nicht. Die harmloseste, aber
auch kritikreifste Frau muß warten, bis der Mann „Avancen*
macht, oder Beide müssen erst durch einen Dritten miteinander
bekannt gemacht werden, was allein schon den
Zauber der Unmittelbarkeit zu brechen geeignet ist und zu
Befangenheiten und Komödienhaftem führt. Eine ältere
Frau sogar meint, in Gesellschaft erst „eingeführt* werden
zu müssen, sie kann das nicht selbst und allein wagen —
eine jüngere Person muß ihr erst vorgestellt werden, an-


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