Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 98
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0102
93 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 2.-3. Heft. (Februar-März 1918.)

Tisch lagen. Kleine, verwelkte Dinger, fast nur die Köpfchen und
nur einzelne Blüten. Aber merkwürdig: eine der am Tische
sitzenden Damen hatte gerade an diesem Abend einen Büschel
Veilchen an der Brust stecken. Eine strenge Nachforschung nach
der Herkunft der Veilchen erfolgte nicht. Einmal aber geschah
es, daß der Tisch, an welchem experimentiert wurde, vollständig
zertrümmert wurde. Ein andermal wiedc konstatierte Rambacher
die Anwesenheit eines „Geistes" durch die Anwesenheit
einer — - Fliege! Mitten im Winter sei mit Sicherheit zu rechnen,
daß dies ein verkappter Dämon sei. *) - - Zuteilen glaubte man
ich in die dunkelste Dunkelheit des Mittelalters 'ersetzt. Und die
Menge saß und hörte, experimentierte und war so klug als wie
zuvor. — Schließlich lachte man wohl auch über den immer
wiederkehrenden Refrain Rambacher's: „Meine Herrschaften,
sehen Sie, das sind die Dämonen, — so sind sie, ich kenne sie.
Alles nur Scheinwunder!**

Man hätte denken mögen, dem Publikum wären diese Vorführungen
auf die Dauer zu blöde geworden. Allein, hier beweist
sich wieder einmal die Richtigkeit des Sprichwortes: „Es ist nichts
so dumm, es findet doch sein Publikum!**

Der Stoff ist eben an und für sich zu verlockend und die
Menschen sind vom Genießen zum Suchen gekommen. Aber
statt die Menge in würdiger Weise aufzuklären, leitete Rambacher
die Leute nur in eine Sackgasse und nahm ihre Meinung in ziem-
lieh skrupelloser Art gefangen, so wie es die Kirche eben auch
tut. wenn sie die Menge einfangen will. Urteilslos. wie Rambacher
selbst ist, unbelesen und unsachlich, wie er selbst auch
ist, verlangt Rambacher, daß die Menge sich seiner Auffassung
ohne weiteres füge: „Alles ist Dämonie! Alles ist nur ein Werk
des Teufels, der wie ein brüllender Löwe herumgeht, um die harmlosen
Seelen zu fangen!" —

In München dürften ungefähr 40 Prozent der weiblichen Bevölkerung
sich mit Tischrücken befassen. Das ist ein Verdienst
Rambachers. Aufklärungsarbeit ist das gerade nicht. Im Gegenteil
, man kann "hier getrost von Volksverdummung sprechen.
Denn die Leute wissen in den seltensten Fällen, was sie tun.
Fachliteratur ist den wenigsten zugänglich ; meist wird nur das
Experiment um der Neugierde willen mitgemacht und was dabei
herauskommt, ist ein recht widerlicher Altweiber-Spiritismus ohne
Sinn und reinen Zweck.

Die Menge langweilt sich und will unterhalten sein. Aber
da ist doch auch manches Menschenmaterial, das besser isl und

*) Eine dem Psychiater erfahrungsmäßig bekannte Einbildung, die sich
auch bei dem f Dr. Egbert Müller, dem vielrerspottetea Berliner „Groß-
spiritistea" einstellte. — Red


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0102