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104 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 2-3. Heft. (Februar-März 1918.)
kommt. Berühmt ist auch in dieser Beziehung das Beispiel
des Kaspar Hauser: Bei den Greisen zeigt sieh das
gesteigerte Schlafbedürfnis nur entsprechend dem Erlöschen
ihrer geistigen Tätigkeit, das zuweilen nur durch Mangel
an Beschäftigung eintritt Bewahrt sich ein alter Mann
seinen Beruf und in diesem seine geistige Leistungsfähigkeit
, so geschieht es häufiger, daß er im Gegenteil unter
Schlaflosigkeit zu leiden hat. Das ist in den meisten Fällen
daraus zu erklären, daß er nicht mehr so viel zu tun findet,
wie in seinen kräftigen Mannesjahren und daher sein Gehirn
nicht mehr in demselben Grad ermüden kann. Schließlich
sollte man in diesem Zusammenhang noch daran denken,
daß sich die Verknüpfung von Schlafbedürfnil mit geringem
Intellekt auch bei den Tieren bewährt. Tiere vertragen
viel leichter eine zeitweilige Entziehung der Nahrung als
des Schlafs, und man hat bei Huuden dureh völlige Behinderung
am Schlaf schon in vier bis fünf Tagen unheilbare
Schädigungen des Gehirns auftreten sehen.
b) Zum Stehenbleiben vonUhren beiTodesfällen
erhielten wir (dat. 29. XII. 17.), folgende dankenswerte
Zuschrift „S. g. H. Pr.! Die Leser der „Psych.
Stud.* dürften für Nachfolgendes Interesse haben. Sie
können die Notiz mit meinem Namen unterzeichnet bringen,
da es sich um einen einwandfrei festgestellten Fall handelt.
Yor acht Wochen starb im Krankenhaus in Raab (Ungarn)
nach kurzem Leiden mein hochbetagter Onkel. Zur Zeit
seines Ablebens blieben in der Wohnung seines Sohnes
beide Uhren — eine schwere Pendeluhr, die bisher nie
im Gange aussetzte, und eine Taschenuhr, die auf dem
Nachtkästchen lag, stehen. Die Uhren zeigten 2 Uhr 12 Min.
nachts. Als man dies morgens bemerkte, war man sich sofort
klar, daß dies mit dem Ableben de.- Onkels in Verbindung
stehen müsse. Bald darauf brachte ein Diener
des Krankenhauses die Trauerbotschaft. Merkwürdigerweise
konnte die Taschenuhr lange Zeit nicht in Gang gesetzt
werden. Diese Uhr war ein Geschenk des Vater*
an den Sohn. Hier dürfte „Zufall* wohl ausgeschlossen
sein und man ist gezwungen, einen Kausalzusammenhang
zwischen Uhr und Sterbefall anzunehmen.
In vorzüglicher Hochachtung Redakteur E. Nordberg, Graz,
Steirergasse 50.K [Vergi. Nov.-Heft v. J.; K. Not. b)
S. 519 und Dez.-Heft, S 551 Fußnote j.
C) Das zw eite Gesicht. In der Zeitschrift „ Hessen -
landfc wird ein sehr merkwürdiger Fall angeführt, in dem
da- »zweite Gesicht* (die Fähigkeit, kommende Ereignisse
vorauszusehen) eine Lebensrettung bewirkte. Als ein
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