Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 122
(PDF, 147 MB)
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122 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 4. Heft. (April 1918.)

asien herumgeredet und mußte nach siebzig Jahren (denn
Theodoret verfaßte seine Barchengeschichte um 450) noch
bekannt sein. Theodoret steht aber auch seiner ganzen
Persönlichkeit nach nicht im Verdacht einer Fälschung.
Er war kein Legendenschreiber, sondern ein ernster Gelehrter
, über dessen Bedeutung die moderne Forschung
einig ist.1) Freilich tadelt neuestens Parmentier2) an ihm,
daß er in seiner Darstellung parteiisch sei und seine Vorliebe
den orthodoxen Kaisern schenke; allein was wir heute
»objektiv" nennen, kannten die alten Schriftsteller samt
und sonders nicht, sie machten aus ihrer Zu- uud Abneigung
j^egen die handelnden Personen kein Hehl und verstanden
dem Gegner kaum je gerecht zu werden. Aber damit ist
die Unglaubwürdigkeit der obigen Erzählung noch lange
nicht bewiesen und selbst Parmentier muß Theodoret die
Anerkennung spenden, daß er unter allen Verteidigern des
unglücklichen Nestorius „sieher der mutigste, treueste und
ehrlichste* war.3). Darum hat auch der hochangesehene
kath. Kirchenhistoriker und Bischof Hefele jenem Bericht
Glauben geschenkt durch Aufnahme in seine Konziliengeschichte
(Band 2 der 2. Aufl., S. 6). Die Ueberzeugung
von der Möglichkeit der sog. Wahrträume teilte die alt-
christl. Kirche mit der Antike. Man vergleiche diesbezüglich
nur meine Abhandlung über das Traumbuch des
Bischofs Synesios von Kyrene im Jahrgang 1916 der
„Psych, Studien* und die um 202 entstandene Schrift des
nordafrikanischen Schriftstellers Tertullian, der in „deanima*
Kap. 46 und 47 ziemlich eingehend über die Wahrträume
sich - verbreitet. Es gehört überhaupt diese Schrift Ter-
tullian's zu den interessantesten der altchristl. Literatur, denn
sie ist der erste Versuch einer christl. Psychologie, die sich
mit einer Reihe wichtiger Probleme des Seelenlebens befaßt
, z. B. mit der Entstehung der Seele, dem Verhältnis
von Seele und Geist, der ünzuverlässigkeit der Sinneswahrnehmungen
, der Seelenwanderungslehre, dem Exorzismus
und der angeblichen Zitation von Verstorbenen, Schlaf,
Traum und Tod. Nachdem die frühere obligate Geringschätzung
der altchristlichen Schriften von Reiten der Philologie
seit etwa 40 Jahren einer gerechteren Würdigung endlich
Platz gemacht hat, sollten auch die Profanwissenschaften
die philosophischen Arbeiten und Versuche jener allerdings

*) Näheres über ihn im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte, Band :i.
S. 1526 ft.

2) Die griechisch-christl. Schriftsteller etc„ Band 19, Leipzig f Hin-
richs 1911 (Berliner Akademie der Wissenschaften).

3) a. a, O. S. XCIX Einleitung.


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