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Kniepf: Wünschelrute u. Somnambulismus als prakt. Metaphysik. 127
Seit der Untersuchung der Erscheinung auf der ersten
wissenschaftlich kontrollierten Rutengänger-Tagung in Dresden
im Juni 1909, wo von einigen (feiehrten der Technischen
Hochschule nur ein sehr knappes und vorsichtig
gehaltenes, immerhin aber anerkennendes Gutachten erzielt
wurde, und seit der Prüfung auf dem Pariser Kongreß für
experimentelle Psychologie März 1913 ist die Erörterung
des im Ruten- und physiologischen Pendel - Phänomen
steckenden Geheimnisses in Fluß gekommen, aber befriedigend
gelöst ist es noch lange nicht. Wir erinnern
an den über die Pariser Ergebnisse verfaßten Artikel; „Zur
Wünschelrutenfrage*, von dem Philosophieprofessor Cami 11 e
Remon, den Graf Klinckowstroem im Juniheft 1913
in dankenswerter Weise übersetzt hat, und dessen Inhalt
man im Ganzen beipflichten kann. Die Meinungen über
die Entstehung dieser Erscheinungen gehen freilich immer
noch weit auseinander. Ein Beispiel war wieder die so
verschiedene Beurteilung des so schnell vergriffenen Rutenbuches
von Prof, Moritz Benedikt in Wien durch
Dr. Freudenberg im Augustheft 1916 der .Psych.
Studien", der nur Worte enthusiastischer Genugtuung fand,
während Graf Klinckowstroem sich durchaus skeptisch dazu
im März-Aprilheft 1917 verhielt: Benedikts System der so
verschiedenen bipolaren Anzeigen bez. Größe der Ausschläge
der Rute über allerhand Stoffen könne sehr wohl
von seinen Voraussetzungen beeinflußt und suggestiv hervorgerufen
sein. Diesen Eindruck hatte auch anscheinend
Dr. Berthof im Januarheft 1918 (Seite 22), obwohl er die
Sache nur streifte. .
Wie sehr aber die Erörterung um sich greift, ersieht
eingebüßt.) Der greise Zöppritz hat sich vergebens mit der von mir oben
empfohlenen Schrift über Ziegier an die Homöopathen gewandt, mit Rück-
sieht auf welche der Titel wohl »L Homöopathie« lautet. Ich habe früher
schon auf Ziegler hingewiesen, dessen Bruder aus französischem Chauvinismus
die Herrn Zöppritz laut Brief Zieglers zugewiesenen Kisten mit Manuskripten
nebst den Instrumenten nicht verabfolgte, sondern in die Rhone
werfen ließ! Das kostete uns also auch noch der französische Aergcr über
Elsaß-Lothringen, der jetzt Europa in für Jahrzehnte trostlose Zustände
stürzt, wenn auch auf englische Veranlassung. Einen Briefwechsel hatte
Zöppritz vor noch nicht langer Zeit auf eigene Kosten drucken lassen, doch
hat der Setzer so viele Druckfehler verschuldet, daß Zöppritz die ganze Auflage
vernichtete. Jetzt wollte ein entfernter Verwandter der Familie, Dr.
Henry Ziegler in Zürich (Thalstr. 29), das Ganze neu drucken lassen, aber
Zöppritz schreibt mir, daß «er bis jetzt eben nicht dazu gekommen sei.»
Martin Z. war also immer mit fabelhaftem Mißgeschick behaftet. — Beiläufig
: den Zerfall des Zarenreichs verkündete Mme. de Ferriem schon
im August 1898 (S. 95 ihres Buches „Mein geistiges Schauen", Berlin 1905),
wonach auch England zerfallen soll; soweit sind wir aber noch lange nichtlu
— Red.
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