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Kniepf: Wünschelrute u. Somnambulismus als prakt. Metaphysik, 129
mit dem Untergriff. Sieht man sich nun die Ziffern an,
so fällt bei Beiden auf, daß die Abweichungen der Aus-
sehlagswinkel über verschieden polarisierte Stoffe mindestens
30 Grad betragen, was viel ist und einen Grund
zu der Annahme bildet, daß die Rute zur Kennzeichnung
der verschiedenen Substanzen, die gesucht werden sollen,
doch ein wenig genau arbeitendes Instrument ist. Ja wir
finden in den Aufzeichnungen für Zink, Zinn und Nickel
sogar gleichmäßig je 180 Grad angegeben, was nicht wahrscheinlich
ist, und in dem Werke von Joh. Karl Bahr
über den »Dynamischen Kreis"*) (Dresden 1861) ist zu sehen,
daß dessen Pendel schon viel feiner arbeitete: es ist Tafel I
angegeben für Zink 67%, Zinn 125 und Nickel 140 Grad.
Doch im Grunde genommen scheint bei aller Schwerfälligkeit
der Rute die biochemische Ab weich weichung die Ausschläge
zu heeinflussen. Dies behauptete schon 1909 in
Dresden der Rutengänger Dr. Adam Voll, womit er
noch wenig Glauben fand. Scheminzky erkennt ihn aber
als Vorgänger auf diesem Gebiete an.
Für die Rätsel des Herganges erwähnt Scheminzky
wieder die Begründung von Benedikt, die Rute sei ein
Leiter von Emanationen, durch welche dann ein „Körperrutenstrom
* zwischen den beiden, polar verschiedenen
Körperhälften biochemisch erregt werde, der den Ausschlag
der Rute bewirke. Diese Erklärung sei aber viel angezweifelt
worden. Gelegentlich der Anschauung von Dr.
Voll, es seien elektrische Wirkungen in Frage, hat er
aber mit einem auf sehr schwache Ströme antwortenden
Instrument festgestellt, daß von einem elektrischen Körperstrom
nicht die Rede sein könne. Im Uebrigen beweist
auch schon die vorkommende Selbsttäuschung beim Rutenganger
, wo die Rute schlägt, auch wenn objektive Emanationen
nicht vorliegen, daß die Erklärung Benedikts nicht
richtig sein kann. Man muß also das Phänomen zerlegen:
die Empfindlichkeit für die in Rede stehenden
Strahlungen mehr verborgener Art ist das Eine, und der
Rutenschlag bez. die mysteriöse Pendelschwingung das
Andere. So einfach dieser Schluß ist, so wenig hat man
bisher darauf geachtet. Beim Pendel, wo die Berührung
des Fadens auch nur mit einer Hand Erfolge hat, kommt
aber die Polarität beider Körperhälften, wie Benedikt meint,
ohnehin nicht in Betracht: was ist also der.Körper-
rutenstrom*?
Wie die erste Seite der Sache hat man sich auf das
*) Jetzt Verlag von Oswald Mutze in Leipzig. Preis 25 M., früher 60 M.
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