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142 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 4. Heft. (April 1918.)
<= psychische Energie) umherschwirrt. Wie diese Vor-
stellungsschwingung ihren Weg findet, wie und wo sie beim
Empfänger dann angreift, um bewußt zu werden, das ist
gleichfalls sehr schwer zu sagen. Auf die auf bstwalds
Ansichten aufbauenden verwickeiteren Theorien Kotik's einzugehen
, muß ich mir versagen, da sie mir nichts grundsätzlich
Neues für unser Problem zu bringen scheinen.
Kurz sei noch erwähnt, daß auch die Analogie mit
dem Korn'schen Fernseher uns nicht weiterbringt6 Auch
hier fehit ein Absende- und Aufnahmeorgan, eine Vereinbarung
oder eine Abstimmung oder sonstige Zuordnung der
Ganglienzellen der beiden Gehirne. (Schluß folgt.)
Buchstabierende Hunde.
Von Prof. Dr. H. E. Z i e g 1 e r, Stuttgart*)
Über die rechnenden und buchstabierenden Pferde des Herrn
Krall in Elberfeld ist in diesem Blatte früher schon berichtet
worden, ebenso über den Mannheimer Hund Rolf, welcher die
Pferde in Bezug auf die Selbständigkeit und Mannigfaltigkeit dex
Äußerungen noch übertrifft. Wer sich über die Leistungen der
Elberfelder Pferde und des Mannheimer Hundes genauer unterrichten
will, muß auf die kleine Schrift verwiesen werden, welche
die Gesellschaft für Tierpsychologie herausgegeben hat. (Die
Seele des Tieres, 115 S., 13 Figuren, Verlag W. Junk, Berlin
Preis 1,50 M.)
Aber die Tatsache, daß die Tiere zu rechnen imstande sind
und ihre Gedanken in Worten zum Ausdruck bringen können, ist
so neu und außergewöhnlich, daß sie nur mit Zweifeln und Mißtrauen
aufgenommen wird. Da kann nun darauf hingewiesen
werden, daß der Fall des Mannheimer Hundes nicht mehr allein
steht. Man hat Nachkommen gezogen und unter diesen haben
drei ganz dieselben Fähigkeiten gezeigt und buchstabieren in
ähnlicher Weise. Da diese jungen Tiere von verschiedenen Besitzern
unterrichtet wurden, stellt jeder einzelne Fall einen selbständigen
Beweis dar. Eingehende Berichte sind in den „Mitteilungen
der Gesellschaft für Tierpsychologie" (1916 Nr. 1 u. 2)
veröffentlicht wo.den.
Heute möchte ich nur etwas von den neuesten Fortschritten
auf diesem Gebiete erzählen. Eine junge Stuttgarterin, Fräulein
H. L. kam vor einigen Wochen nach Mannheim und konnte auf
Grund einer Empfehlung die Familie des Herrn Dr. Moekel be-
suchen. Sie brachte dem Hund „Rolf", der in der jetzigen Zeit
*) Wegen Stoffandrangs immer wieder zorückgestellt! — Red.
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