Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 143
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Ziegler: Buchstabierende Hunde

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auch unter der Lebensmittelknappheit leidet, eine Anzahl Knochen
mit und sagte ihm, diese seien von mir geschickt, da „Rolf" mich
von meinen wiederholten Besuchen her wohl kennt. Der Hund

sollte nun seinen Dank durch Buchstabieren zum Ausdruck bringen;
er klopfte vor ihren Augen die Zahlen, welche die Buchstaben
bedeuten, auf die Hand des kleinen Töchterchens des Herrn
Dr. Moekel, der elfjährigen Karla. Es waren folgende Buch-
staben: Jib wi heisd Mein fil dang fir gnogn warum gom nid
slbr grus dei mid arm lol", also in Schriftdeutsch: „Lieb! Wie
heißt Fräulein? Vielen Dank für die Knochen! Warum kommst
Du nicht selbst? Gruß! Dein müder, armer Lol."

Der Hund löste dann verschiedene Rechenaufgaben. Bei einer
solchen Aufgabe hatte Fräulein L. ein Versehen begangen, so daß
keine ganze Zahl herauskam (5*6+8—10 : 6); der Hund gab
die Antwort: „gd nid, gans dum," also in Schriftdeutsch: „Geht
nicht, ganz dumm!" .

Inzwischen war eine Dame mit einem Knaben gekommen!
der eine rote Mütze hatte Man frug den Hund, welche Farbe die
Mütze habe? Er antwortete: „wisd rodM (wüst rot).

Zum Schluß sollte der Hund noch zeigen, daß er lesen kann.
Man hielt ihm die Überschrift einer Zeitung vor. Er buchstabierte
: „wisd elig forsds abwis", also in Schriftdeutsch: „Wüste
englische Vorstöße abgewiesen." Das Wort wüst hat der Hund
von sich aus dazugesetzt.

Nachdem Fräulein L. die staunenswerten Leistungen des
Mannheimer Hundes aus eigener Anschauung kennen gelernt
hatte, kam sie auf den Gedanken, mit ihrem eigenen Hund, einem
achtjährigen Boxer, ebenfalls einen Versuch zu machen. Zu ihrer
Freude lernte ihr Hund das Rechnen und Buchstabieren ebenfalls.
Als man ihn frug, wie viele Personen im Zimmer seien, antwortete
er: vier, obgleich nur drei Menschen da waren, er hatte sich selbst
hinzugezählt; nun frug man, wieviele noch dablieben, wenn er
hinausgehe, da kam die richtige Antwort: drei.

Der Hund machte im Rechnen auffallend rasche Fortschritte,
wie dies bei den Elberfelder Pferden und bei dem Mannheimer
Hund ebenfalls beobachtet worden war. Den Tieren kommt dabei
ihr gutes Gedächtnis zustatten. Der Stuttgarter Hund löst kleine
Additions- und Subtraktionsaufgaben, und hat auch das Wesen
der Multiplikation verstanden. Z. B. kam die Lösung der münd-
lieh gegebenen Aufgabe 7+4-4-12—(10+9+6) so rasch, daß
wir Zuschauer mit der Ausiechnung kaum fertig waren.

Das Buchstabieren macht den Tieren größere Schwierigkeiten
als das Rechnen, und ist für sie eine sichtliche Anstrengung.
Die Buchstaben werden bekanntlich durch Zahlen bezeichnet,
welche mit der Pfote geklopft werden. Am 16. Juni hatte
Fräulein L. ihrem Hund die ersten Buchstaben gelehrt, und am


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