Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 146
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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146 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 4. Heft. (April 1918)

beweglich und behielten genau ihre Stellung bei. während sie auf
uns zuschwebten. Der stehende Ritter hatte seinen hoheitsvollen,
ernsten Blick in die Ferne gerichtet, ich glaube, er stützte seine
Hände auf das vor ihm stehende Schwert. Als die Wolke uns
fast erreicht hatte, und eben über uns fortziehen wollte, richtete
der Recke, ohne den Kopf zu beugen, den Blick auf mich. Die
Augäpfel waren grau, leblos und undurchsichtig wie das ganze Gebilde
, eine Pupille war nicht vorhanden. Die Wolke zog jetzt
ziemlich rasch über uns hin. Sie hatte, was ich vorher nicht
sehen konnte, einen sehr langen Schweif, der aus einer Menge
Einzelheiten zusammengesetzt war; es schien mir, als ob es ausgestreckte
Menschenleiber seien. Bevor der Schweif in Sicht kam,
und gerade als die Wolke über uns schwebte, sah ich, daß unter
dem Bauche des Pferdes der riesengroße Leib eines toten Offiziers
in schwarz-grauer Husarenuniform mit Schleppsäbel ausgestreckt
lag."

Der Traum schien dem Träumer so interessant, daß er ihn
sogleich am nächsten Morgen aufschrieb. Schon damals fiel ihm
die Ähnlichkeit mit einem Kriegssymbol auf, aber erst der Ausbruch
des Weltkrieges ließ ihn staunend bemerken, wie sprechend
dieses Symbol gewesen war. Übrigens ist die Wolke eines der
häufigsten Symbole für „Gefahr", die mir in meiner traum-psy-
chologischen Praxis aufgestoßen sind; und der Schweif aus
IVIcnschenleibern illustriert diese Gefahr gewissermaßen n%hei. —

Fast noch interessanter ist der Traum einer Frau J. in Neukölln
, den sie 1914, ein paar Tage vor Pfingstsonnabend, hatte.
„Mir träumte", schreibt sie, „an einem herrlichen Sommertag
unternahm ich mit meinem Mann einen Ausflug. Der Weg führte
uns durch wohlhabende Bauerndörfer, an wogenden Getreidefeldern
und üppigen Wiesen vorbei, weiter in einen Nadelwald.
Auch der Waldesboden glich einer grünen Wiese. Sehr viel Ausflügler
lagen hier und aßen und tranken. Wir gelangten an eine
Lichtung, wo die Bahnstrecke den Weg kreuzte, sahen eben das
Herablassen der Schranke und hörten das Herannahen des Zuges.
An die Schranke gelehnt, betrachteten wir die schöne Gegend.
Der Wald setzte sich jenseits der Bahnstrecke nur auf der rechten
Seite ein Stück fort und zeigte oberhalb . ein (mir bekanntes)
Kurhaus.

Während ich in Betrachtung versunken bin, erscheint über
dem Stückchen Wald ein riesiges blutrotes Kreuz, so grell, daß
sogar die Sonnenstrahlen dagegen verblaßten. Nach ein paar
Sekunden verschwand das Kreuz. In diesem Augenblick sauste
auch der Zug vorüber. Bestürzt durch die Himmelserscheinung
und in sehr gedrückter Stimmung kehrten wir um. Der Wald lag
jetzt verlassen da, und bot ein trauriges Bild durch das zertretene
Gras, das umherliegende Papier und die leeren Raschen. Als


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