Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 147
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Lomer: Kriegsabnungen im Traum.

H7

wir den Wald hinter uns hatten, lag vor uns, so weit das Auge zu
sehen vermochte, gänzlich verödetes Land voller Ratl en und
Mäuse. Nur eine Scheune stand in einiger Entfernung. Auf halbem
Wege dorthin verstellt uns plötzlich ein Zwerg den Weg und
deutet auf die leeren Felder und verschwindet wieder in der
Erde. Die Scheune fanden wir leer; nur ein Haufen fauliges
Stroh war zu sehen, darauf lag meine Schwester mit ihrem Kinde,
beide in elendem Zustande. Uber das Ganze krochen scharenweise
Ratten und Mäuse, Auf meine Erage erwiderte meine Schwester,
in ihr Schicksal ergeben, daß sie nichts mehr zu essen hätte/*

Auch dieser Traum ist voller bezeichnender Symbole, ja, er
ist fast ein reiner Symboltraum. Der vorbeisausende Eisenbahn-
zug symbolisiert sehr häufig tief eingreifende, katastrophale,
äußere Ereignisse, es bedeutet hier den Krieg, auf den auch Kurhaus
und blutrotes Kreuz schon hingewiesen. Vor dem Vorbeibrausen
des Zuges: blühende Felder und Dörfer, essende und
trinkende Ausflügler. Nachher: ödes Land, leere Scheunen,
hungernde Menschen«, Scharen von Ratten und Mäusen. Kann es
ein treffenderes Bild für die Verwüstungen und Entbehrungen
geben, die der Krieg gemeinhin im Gefolge hat?! Und deutet
nicht die hungernde „Schwester * in sehr feiner Weise an, wie
nahe sich, gegenüber der gemeinsamen Not, alle Glieder eines
Volkes stehen oder doch — stehen sollten?! . . .

Da der Traum, wie erwähnt, in eine Nacht kurz vor Pfingsten
fiel, und zu Pfingsten von der Familie der Träumerin ein
Ausflug geplant war, fürchtete man schon, daß der Traum für
diesen Ausflug einen bösen Zwischenfall in Aussicht stelle; an
die Kriegsbedeutung dachte niemand. Es ereignete sich jedoch
nichts, auch der Schwester mit ihrem Kinde ging es vortrefflich.
Erst der Ausbruch des großen Krieges lehrte den wahren Traum-
sinn erkennen. Mancher wäre vielleicht sogar geneigt, hier von
einem prophetischen Charakter des Traumes zu sprechen. Wenn
man aber bedenkt, wie stark Pfingsten 1914 infolge der Ermordung
des österreichischen Thronfolgers die politische Spannung
war, und wie schwer damals ahnungsvolle Gemüter von der herannahenden
Kriegsgefahr bedrückt wurden, so fällt diese Auffassung
ohne weiteres dahin. Es liegt der Ahnungstraum einer besonders
reizempfänglichen Seele vor, nichts weiter. -

Wieder ganz anders stellt sich die Sinnbildsprache folgenden
Traumes dar: „Ich befand mich", sagt eine Zuschrift, „in meinem
Geburtsstädtchen, das ich seit ungefähr zwölf Jahren nicht wieder
sah, und an das ich auch an den vorhergehenden Tagen durch
nichts erinnert wurde. Geht man dort durch das untere Tor, so
kommt man jenseits des Flusses zu der, gleichsam einen Wegmittelpunkt
bildenden, 1870 gepflanzten Eiche. Ich stand auf
einem kleinen Fußweg davor, und es zeigte sich nun in ziemlicher

IC*


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