Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 163
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Literaturbericht. 163

im Gegensatz zu selbst- oder artdienlich. An Hand der Fachliteratur
beschreibt er genauer den für die Parasiten zweckmäßigen
Bau der Gallen in Bezug auf Schutz, Ernährung, rechtzeitige Oeff-
nung usw. Zur Erklärung übergehend, zeigt er dann, daß die rein
kausale Forschung, die Entwicklungsmechatrik, nicht im Stande ist
alles zu erklären, ebenso versage das Ausnützungsprinzip, die Ausnützung
in der Pflanze schon vorhandener Potenzen, sowie das
Darwinsche Zuchtwahlprinzip. Auch der reine Lamarkismus reiche
nicht aus; mehr Aussicht auf Verständnis eröffne dagegen der
Psycholamarkismus, wenn man die kühne Annahme macht, daß die
Pflanze nicht nur die Förderung und Hemmung des eigenen Lebens,
sondern auch das Wohl und Wehe der Parasiten lustvoll und
schmerzlich verspüre. B. ist sich der Schwierigkeit dieser Annahme
wohl bewußt und prüft deshalb weiter die andern vitaliatischen Theorien
, wie die von Schopenhauer, Bergson, Driesch, E. v. Hartmann und
Eeinke. Besonders wertvoll scheint ihm v. Hartmanns Ansicht, der
ein Unbewußtes annimmt, das zugleich Wille und Intelligenz ist,
und das in der Form von „Oberkräften" das Lebensgeschehen zweckmäßig
leitet. B. findet darin Gedanken, die für das Problem fruchtbringend
sein könnten. Weiter auf den Theismus eingehend sagt
er, dieser könnte natürlich die fremddienliche Zweckmäßigkeit
ebenso gut erklären, wie die selbstdienliche. Jedoch meint er, es
sei für das feiner entwickelte religiöse Bewußtsein eine harte Zumutung
, auch die zur Naturzweckmäßigkeit gehörenden Giftzähne
und Eaubtierkrallen auf Gottes Vernunft und Wille zurückzuführen.
Dagegen scheint ihm der Psycholamarkismus den Widerstreit der
zweckmäßigen Eigenschaften der verschiedenen Lebewesen und das
Vorkommen von Unzweckmäßigkeiten leichter verständlich zu machen
als eine äußerst vollkommene Weltvernunft.

In der Zusammenfassung seiner alle Gründe und Gegengründe
sehr besonnen abwägenden Arbeit versucht B. die psyeholamar-
kistische Annahme sehr beschränkter seelischer Fähigkeiten des Individuums
mit der Annahme eines überindividuellen höheren Seelenlebens
etwa im Sinne Hartmanns zu vereinigen, indem er sich das
überindividuelle Seelische mit seinen Verzweigungen in die Einzelwesen
hineinragend denkt. Dann sei es auch im Gegensatz zur
theistischen Auffassung eher zu verstehen, daß die seelischen Faktoren
im Einzelwesen meist sehr beschränkt sind und viel Unzweckmäßigkeiten
und „Dummheiten* in Lebewesen vorhanden sind und
geschehen, denn nur ein winziger Teil des überindividuellen Seelenwesens
wirkt ja im Einzelwesen.

Auf Einzelheiten einzugehen oder Bedenken zu äußern, fehlt
es an Kaum, nur auf einige Punkte, die den Okkultisten angehen,
sei kurz eingegangen.

B. geht von Tatsachen aus, die eine empirische Wissenschaft,
die Botanik, festgestellt hat; diese allseitig überdenkend baut er
darauf dann sein Gedankengebäude auf, das bis in metaphysische
Höhen emporragt, was ihm sicherlich von vielen Seiten verdacht
werden wird. Er treibt gewissermaßen „induktive Metaphysiktt, im
Grunde also nichts anderes als der Okkultist, der auf Tatsachen
aufbauend und aus ihnen Schlüsse ziehend Gebiete aufhellen will,
die direkt nicht der Forschung zugänglich sind und als transzendent
der Metaphysik angehören. Abgesehen von der Methode interessiert
den Okkultisten das Ergebnis.

Hatte die moderne Psychologie vielfach als Wahlspruch auf
ihr Banner die »Psychologie ohne Seele* geschrieben, so kommt
Becher in dieser wie in früheren Arbeiten zur Annahme einer Seele,

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