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Literaturbericht
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Angewandte Menschenkenntnis. Unter Mitwirkung erster Autoritäten
herausg. von Walter Möller. Verlag v. Wilhelm Möller
Oranienburg b. Berlin. Pr. 3 M.t geb. 4 M.
Das Streben nach Menschenkenntnis ist allgemeiner, als manche
Leute denken. Wer im Leben vorwärts kommen will, muß die
Menschen seiner Umgebung kennen, daß er sich ihnen anpassen
oder ihren störenden Einflüssen ausweichen kann. Den wenigsten
genügt aber ihre eigene angeborene Beobachtungsgabe. Sie bedürfen
der Anleitung und der Schulung. Solchen Strebsamen kommt
das vorliegende Buch entgegen. Nicht daß es für alle Fälle ausreichte
; wer gründlich ausgerüstet werden will, muß auf den einzelnen
Gebieten eingehende Fachlehrbücher studieren. Aber zur allgemeinen
Einführung kann es gute Dienste leisten; denn es umreißt
, hier und da tiefere Einblicke gewährend, namentlich das Gebiet
der Handschriftenkunde, der Gesichtsausdrucks- und Schädelkunde
mit besonderer Behandlung der phrenologischen Untersuchungen
und schließlich die Bedeutung der allgemeinen Bewegungen
und des Ganges wie auch der Stimme im Sprechen und im Lachen
als Charakterzeichen, In den folgenden Kapiteln betrachtet der
Verf. die Menschen in ihrem Verhältnis untereinander und würzt
seine Darlegungen mit einem Schatze sprichwörtlich geprägter
Lebensweisheit. Den weiten und auf die wirkliche Lebensweise gerichteten
Blick dabei verraten die Kapitelüberschriften: Du u. d.
andern. Sei dir selbst der treueste Freund! Von allerlei Menschen
u. d. Umgg. m. ihnen. Uni Menschen verschied. Alters. Gattenwahl
u. Takt u. Ton i. d. Ehe. Der Umgg. m. u. unt. Verliebten.
Glück u. Beliebtheit bei Frauen. — Sehr zum Vorteil gereichem dem
Buche auch die erläuternden Abbildungen, und so kann es den planmäßig
um die Schulung in der Menschen- und Lebenskenntnis Bemühten
gut empfohlen werden. A. Grobe-Wutischky.
Mein Versbuch. Von Hermann Gerstmayer. Stuttgart, Baur u.
Gerstmayer. Preis 1 Mk.
Es ist ein stattlicher Band von 150 Seiten, fein steif gebunden,
den uns Hermann Gerstmayer vorlegt, und die Gedichte sind zum
großen Teile gut gelungen. Dem Schwaben Cäsar Flaischlen gewidmet
, sind sie doch fast durchweg schlicht in der Form. Hier
und da tauchen etwas reichlich Reflexionen auf, manchmal recht
resignierte Töne. Aber dazwischen finden sich auch frohe Weisen:
Dank euch, ihr Kräfte! — An den Tod. — Andacht, und manche
sind so ruhig, abgeklärt gehalten, daß man wohl annehmen kann,
der Dichter habe lange gesammelt, bis er diesen umfangreichen Band
herausgab. Wer ein Freund guter Dichtung ist, greife ruhig zu dem
Bande, er ist sehr wohlfeil für 1 Mark. H. G. scheint die Gedankenlyrik
besonders zu lieben, und das ist kein schiechtes Zeichen.
A. Grobe-Wutischky.
Deutschlands Dichter. Neuzeitliche deutsche Lyrik, ausgewählt von
Ernst Krauß. Mit 65 Dichterbildnissen und biographischen
Notizen. Johannes M. MeulenhofE Verlag. Leipzig 1917. 452 S.
In imit. Pergament geb. M. 2.50 (Prachtband M. 8.50.] —
Das von dem naturinnigen, zur Zeit in Egmond (Holland)
lebenden jungen Lyriker Ernst Krauß mitten im Weltkrieg unter
vielen äußeren Schwierigkeiten großzügig angelegte Sammelwerk
„Deutschlands Dichter*, auf das wir die Leser schon im Novemberheft
vorigen Jahres (S. 524) hinweisen zu sollen glaubten, ist nun
nach Ueberwindung bedeutender technischer Schwierigkeiten in
.großer Auflage erschienen. Verf. sagt im Geleitwort: „Der Krieg
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