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Collier: Zur Analyse der Ins'inkthandlungen. 17&
wir nicht die angeborene Vorstellung als instinktiv bezeichnen
wollen, finden sich hier richtige Instinkthandlungen
. Ferner aber werden wir sehen, daß nicht die eine
Handlung die darauf folgende kausal bedingt, sondern
daß zwei Handlungen nebeneinander herlaufen, die allerdings
jedes für sich einen kausalen Zusammenhang aufweisen
.
Der gemeinsame Ausgangspunkt beider Handlungsreihen
ist der Trieb zum Eierlegen. Wenn die Eier die
nötigen Reifungsprozesse durchgemacht haben, sieht sich
das Tier gezwungen, sie abzulegen. Dieses erste beginnende
Glied, der Drang, Eier abzulegen, darf bei der Betrachtung
des Gesamtvorganges keineswegs außer Betracht gelassen
werden. Es ist ein« reine Triebhandlung und trägt nirgends
den Charakter irgend eines Instinkts. Hierzu gesellt sich
wie es in unserem ersten Beispiel der Ausgangspunkt war
eine angeborene, ererbte Vorstellung: Yucca-Blüte.
In diesem Falle ist es unmöglich, zu entscheiden, ob
der Trieb des Eierlegens oder die ererbte Vorstellung das
primäre ist. Die Vorstellung Yucca-Blüte kann erst durch
den Trieb hervorgerufen und entstanden sein, sie kann aber
auch schon vorhanden gewesen sein und erst jetzt durch
den Trieb in das Unterbewußtsein eingetreten und gewertet
sein. Die einzelnen Bewußtseinsformen und die Wertung
von Vorstellungen hier genauer zu betrachten, dürfte zu
weit ans dem Rahmen des Themas fallen, ich behalte mir
vor, sie in einer anderen Arbeit zu behandeln.
Es ist hier also unmöglich, den Trieb oder die Vorstellung
als das Primäre anzusprechen ; für unsere weiteren
Betrachtungen ist der Wert einer genauen Feststellung vorläufig
auch von minder großer Wichtigkeit. Am klarsten
dürfie es vorläufig sein, wenn wir diese beiden Faktoren
nicht als kausal miteinader verbunden, sondern als additiv
ansehen.
Aus diesen beiden Gliedern nun, die wir Konditionalkomplex
nennen können, laufen zwei parallele
Vorgangsreihen hervor. Die erste beginnt damit, daß das
Tier die zweite Yucca-Blüte aufsucht, was durch den
Konditionalkomplex kausal bedingt ist.
Hat das Tier nun die zweite Yucca-Blüte gefunden,
so beginnt es, in der oben geschilderten Art und Weise
seine Eier zu legen. Diese ganze Gruppe von Einzelvorgängen
beim Eierlegen müssen wir unbedingt als Reflexe
ansprechen, da sie in keinerlei Beziehung zur Psyche stehen.
Somit hätten wir die erste Reihe: Konditionalkomplex
(Triebhandlung und Vorstellung), Triebhandlung (Aufsuchen
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