http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0183
Kniepf: Wünschelrute u. Somnambulismus als prakt.Metaphysik. 179
sehen und die viel unbeholfenere Sprache der Rute im
Wesen übereinkommen, die Hauffe konnte eben beides.
Mancher Rutengänger schmeckt ebenfalls die Art des
Wassers und der Substanzen, wie auch die Quellensucher
sehr verschiedene Hilfsmittel haben. Graf Werschowe
t z hing sich einen elektrischen Apparat um, nach dessen
Erregungen und Bewegungen er urteilte. Es erinnert an
Personen, die die Kompaßnadel ablenken oder elektrische
Schläge wie die Zitterfische austeilen können, deren Apparate
gallertartige Säulen mit häutigen nervenreichen Querplatten
sind. Da kommt uns gerade jetzt auch die Kenntnis
von einem Quellensucher K. G., der als Pionier im Felde
war und von dem uns zuverlässig mitgeteilt wird, er brauche
nur die Hände zu kreuzen und gegen den Boden zu halten ;
dann bekommt er beim überschreiten von starken unterirdischen
Wasserläufen .einen Ruck durch den ganzen
Leib/
Also die Rute ist etwas Beiläufiges, wenngleich vielleicht
als somnambules Suggestionsmittel sehr praktisch und einfach
. Sie schwingt wTie das dynamische Pendel automatisch,
es ist daher auch theoretisch schon denkbar, daß sie, wenn
der Träger auf vielerlei bipolarische Differenzen abgestimmt
ist, entsprechend verschiedene Ausschlagswinkel
in ihre simple Sprache aufnehmen kann, wie Dr. Voll,
Prof. Benedikt und jetzt Seheminzky behaupten. Mit dem
beschriebenen Hellfühlen und Hellschmecken und Hellriechen
der Katharina Beutler und der Hauffe kann es an
Deutlichkeit nicht rivalisieren. Es nimmt sich nur mathematischer
aus, wäre aber wieder ein Beitrag zu der mannigfachen
polarischen Empfindlichkeit der lebenden Zelle und
unseres Organismus, wobei auch wissenschaftlich noch
Weiteres herauskommen kann. Job. Karl Bähr war darin
Pionier; doch über die entsprechenden Energien selber gebührt
Karl von Reichenbach und Martin Ziegler die Palme,
deren Entdeckungen der Bereicherung und Vertiefung
harren, im Leben haben sie keinen Dank gefunden.
Was nun den Körperrutenstrom Benedikts betrifft, so
genügt es doch wohl nicht, auf unwillkürliche Muskelbewegungen
zu schließen, die beiden medizinisch gebildeten
Rutengänger Dr. Voll und Prof. Benedikt hätten doch
sonst nicht zu einer Art elektrischen Stromes ihre Zuflucht
genommen. Die Rute dreht sich oft mit großer Eigenwilligkeit
in den Händen und bricht sogar zuweilen kurz
über der Hand ab, welche Kraft sie nicht vom Griff nimmt.
Dies ist nun ein Problem für sich, das mangels unserer
Kenntnisse über die in uns möglichen biophysischen Pro-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0183