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Kniepf: Wünschelrute u. Somnambulismus als prakt. Metaphysik. 183
versteht. Die Theosophie, die nicht warten kann
will die große Lücke mit angeblichem Hellsehen und vagen
gnostisehen Vermutungen ausfüllen.
Bei der hochempfindlichen H a u f f e , der Seherin von
Prevorst, die die Geistererscheinungen nicht los wurde, die
aber ebenso eine hochgradig befähigte Sensitive war und
mit dem universellen iffekf Bescheid wußte, ergibt sich
der Zusammenhang desselben im Rahmen unserer Untersuchung
am besten, weshalb wir ihn nicht übergehen
wollten. Man hat jene Phänomene auch als »Nachtgebiet11
des Bewußtseins bezeichnet, und sie verleugnen ihre Herkunft
aus dem Mutterschoß der organischen Bildkräfte
unseres Systems auch darin nicht, daß sie die Dunkelheit
bevorzugen und in ihrem spukhaften Wesen wie in
der für unsere Fhysik noch unerklärlichen wunderbaren
Gewalt über den Stoff dionysastisch zu nennen sind, im
Gegensatz zu der verwandten Tätigkeit des Genies, wo die
gestaltenden Kräfte der Schulung und Aufsicht der cerebralen
Überlegung unterstehen und damit die Domäne des
Apollo sind. Aber diese** delphische Gott gebrauchte für
seine Weissagung wieder die Somnambulen, deren Schöpft
ungen oft der Phantasie, Dramatik und Künstlerschaft
unterstehen. Die Alten waren weniger Physiologen, aber
in ihren Sinnbildern steckt viel gute Beobachtung! Schuberbehandelt
auch die zu Täuschungen, Verstellung und Lüge
neigende Natur des den Einflüssen des Gangliensystems
unterworfenen Seelenlebens, ein für den Mediumismus
wichtiges Thema.
Beim Quellensucher ist diese Gefahr durch die Aufsicht
des cerebralen Systems sehr gering, wiewohl auch
hier der Wunsch der Vater der Anzeigen werden kann.
Die Verwandtschaft mit somnambulen und Trancezuständen
verleugnet sich aber auch in dem nervösen Habitus nicht,
wie ich in jenem Aufsatze der „Gegenwart* von dem
Neffen des Rutenforschers Admiralitätsrat Franzius nach
dessen Bericht erwähnt habe, daß sich krampfhafte Muskelzuckungen
und Krampfzustände einstellten, wie die Rutengänger
den Verlust an Nervenkraft unter Erschöpfungszuständen
kennen. Ein Krampf ist auch wahrscheinlich
der Ruck im ganzen Körper, den jener Quellensucher ohne
Rute erhält. Das Schlagen der Rute wäre also eine Art
Ableitung durch Verladung, wie Hieronymus Cardanus
(1501—1576) erzählt (de vita propria Cap. 47), sein
tSchutzgeist* habe sich häufig durch erregtes Herzklopfen
und Erschütterung von Gegenständen
in seiner Nähe bemerklich gemacht. Er
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