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194 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 5. llelt. (Mai 1918.)
Oder aber es stellt sich kein neuer Elemental ein. In
diesem Falle muß der Homunkulus sterben, der Astral aber
als leere Schale in alle Ewigkeit durch den Raum schweben.
Das Experiment wird in dieser Weise durchgeführt. Der
Homunkulus stirbt und der Gelehrte begreift die Richtig-
keit des Satzes: Homo non est deus, der Mensch ist kein
Gott.
Der vorstellende Roman bewegt sich ganz und gar im
Gebiet der Kabbala und der Zahlenmystik. Er ist im Verlage
von Durville in Paris erschienen und hat — wie ich
fast vermuten möchte — den vor einiger Zeit verstorbeneu
Dr. Eticausse (Papus) zum Verfasser. —
Nur teilweise in das Bereich des Okkultismus gehört
das Buch: „Le voyage immobile", die Reise auf der Stelle,
von Renard, ein Werk von literarischem Wert. Es sind
sieben Erzählungen, von denen die erste der ganzen Sammlung
den Namen gegeben hat. Bei dieser handelt es sich
um das — nebenbei bemerkt unmögliche — Problem, dadurch
in 24 Stunden die Reise um die Erde zu machen,
daß man in einem Luftschiff aufsteigt, dieses der Anziehungskraft
der Erde entrückt und nun, wenn diese eine
Umdrehung um sich selber gemacht hat, sich wieder an der
Stelle des Aufstiegs herabläßt. Derart behandeln alle sieben
Erzählungen Utopistisches oder wenigstens Ungewöhnliches,
meist mit okkultistischem Einschlag. Die zweite Erzählung
befaßt sich mit der vierten Dimension, indem jemand in
einem Spiegel verschwindet. Die dritte, weiter ausgesponnene
Novelle schildert die Wirkung der Suggestion, die über den
Tod hinaus fortdauernd eine Frau, die inzwischen plötzlich
verstorben ist, zwingt, zu dem in Hypnose befohlenen
Stelldichein zu erscheinen. Die französischen Nerven
scheinen eine sehr paprizierte Kost zu lieben, deun der
Verfasser trägt kein Bedenken, die hypnotisierte Tote mit
den immer mehr voranschreitenden Zeichen der Verwesung
ihrem Suggestionator erscheinen zu lassen, bis diesen das
Grauen zum Selbstmord treibt. Die fünfte, besonders fein
ausgeführte Novelle behandelt und bejaht «die Frage, ob
es Sirenen gegeben habe. Die Sprache aller dieser Novellen
ist eine klassisch-schöne und die Darstellung entbehrt nicht
eines poetischen Reizes.
Aber gerade in letzterer Beziehung muß mau einer
sehr ähnlichen deutschen Neuerscheinung den Vorzug geben.
Ich meine den Novellenband: „Die Erzählungen der Elf",
von E. von Adlersfeld-Ballestrem, der soeben im Verlage
von Max Seyfert in Dresden erschienen ist. Auch hier
handelt es sich darum, daß jeder von elf. durch den Zufall
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