http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0199
Freudenberg: Aus der neueren okkultistischen Literatur. 195
zusammengeführten Reisegenossen eine „ ungewöhnliche*
Geschichte aus seinem Leben erzählen soll. Und auch hier
mischt sich* in dieses Ungewöhnliche viel Okkultistisches ein.
Schon die erste Erzählung: „Der Spiegel der Aah Hotpe*
behandelt denselben Gegenstand wie „L/amant de la momie*.
Auch hier ist es ein junger Aegyptologe, der sich in das
Bild einer Mumie, gleichfalls einer Pharaonentochter, verliebt
. Er glaubt eine Wiederverkörperung derselben in
einem jungen Mädchen zu finden, welche über ägyptische
Verhältnisse in staunenerregender Weise orientiert ist, auch
in Dingen, die sie nach dem Urteil ihres Lehrers normalerweise
nicht wissen kann. Indem der junge Gelehrte das
Fräulein heiratet, ermöglicht er diesem die Erfüllung des
brennenden Wunsches, nach Ägypten zu gelangen. Als
junge Frau von ihrem Gatten in das Museum von Gizeh
geführt, erkennt sie die dort ausgestellten Kunstschätze als
ihr und der ihrigen Eigentum, weiß von jedem Stück, wrer es
angefertigt hat, welcher Prinzessin und bei welcher Gelegenheit
es seiner Zeit überreicht wurde. Sobald sie aber
den Spiegel der Aah Kotpe erblickt, gerät sie in Extase
und will sich desselben bemächtigen, wird aber von ihrem
Manne und einem Professor, dem Erzähler dieser Ereignisse,
mit Gewalt aus dem Museum herausgeführt. Hierauf aber
verweigert sie Essen und Trinken, sitzt zusammengekauert
und tiffunglücklich in einer Ecke des Hotekimnfers, bis
ihr Mann, der ernstlich für ihr Leben fürchtet, ihr endlich
verspricht, er wolle ihr den Spiegel verschaffen. Er läßt
nun durch einen geschickten Goldschmied ein getreues Ebenbild
des Spiegels anfertigen, doch sie erkennt sofort den
Betrug und versinkt in die alte Schwermut. Zum Äußersten
entschlossen, läßt sich nun der junge Ehemann im Museum
einschließen und vertauscht den echten Spiegel nächtlicher-
weise mit dem Falsifikat, welches dem Original täuschend
ähnlich ist. Selbst in den Spiegel schauend, sieht er in
diesem zunächst sein eigenes Bild, sodann einen Nebel und
nun ein Königliches Weib, die Aah Hotpe, welche seine
weißgekleidete Frau zärtlich zu sich in die Höhe zieht.
Um den linken Strumpf derselben windet sich ein etwas,
wie ein Strick, der sich bewegt. Als die kleine Frau den
Spiegel erhält, den sie unverzüglich als den echten erkennt,
ist sie außer sich vor Freude. Die ganze Welt versinkt
für sie, und sie schaut ohne Aufhören in den Spiegel, auf
keine Anrede achtend. Als ihr Gatte sie auf einen Augenblick
zu verlassen gezwungen ist, entflieht sie aus dem
Hotel. Ihre Spur weist nach den Pyramiden hin. Kurz
vor diesen sieht der ihr sofort nachsetzende Gatte etwas
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0199