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204 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1918.)
durch Aufschwung zur höchsten religiösen Moral, Pädagogik
, Hygieine und Soziologie.
Das Heilbestreben der Natur und das feste, bewußte
Wollen der Seele müssen Anlage zu Krieg und Aufruhr
überwinden und mittelbar wie unmittelbar das Gute fördern.
Unseres festen, ehrlichen Wollens Betätigung befreit die
Menschheit von jeder Entartung und Sklaverei und schließt
den Krieg aus von der Reihe der Lebenserscheinungen, zu
denen derselbe gerechnet wird. Damit sei nicht gesagt,
daß die militärische Erziehung verwerflich sei, im (feget'
teil erkenne ich, selbst militärisch erzogen, de*en Vorteile
an. Nur will ich nicht, daß man es mit derselben über-
treibe, sondern ihr naturgemäße Grenzen ziehe.
Es ist etwas in der Seele, welches normaler dem
Hange zu Krieg und Aufruhr sich widersetzt, und das ist
die Religion in Form der religiösen Moral und der Hygieine
. Wer hygieinisch und religiös-moralisch lebt, ist be-
fähigt, den KrÖg in seiner volle?, krankhaften Beschaffen-
heit zu erkennen, zu hassen und den Frieden heilig zu
halten. Dieses Beides empfehle ich der ganzen Menschheit
dringend, möge letztere was immer für Kriegs- und Friedens-
Theorien aufstellen.
Die Handhaber der Kriege und Aufstände bedienen sich
moralischer und materieller Mittel, um die großen Menschenmassen
zu betäuben und zu fanatisieren. Die Politik einer
vernünftigen und religiösen Zukunft wird sich solcher Mittel
nicht bedienen, und seien dieselben auch von Himmelsapothekern
fabriziert.
Das neue Werk von Schleich muß als Ausgangszentrum
einer Psychologie und physiologischen Anatomie
betrachtet werden. Es versucht mit gutem Erfolg Erklärungen
, deren Richtigkeit gefühlt und erkannt wird,
weil die Logik als ihre Patin sich betätigt. Ich empfehle
allen Erforschern der Natur, und besonders des Menschen,
gewissenhaftes Studium des Buches von Schleich, auch
der Abhandlungen, welche mit dem Krieg und dessen Natur-
lehre sich beschäftigen, obgleich mehrere derselben meiner
Gefühls- und Denkungsart zuwider laufen. *
Schleich behandelt folgende Gegenntände: Gehirn und
dessen Verrichtungen; Gedächtnis und Erinnerung; Träume,
Leid, Freude, Wille; Ignatius von Loyola und der preußische
Drill; KriegsangeJegenheiten; Kunst, Genie und Talent;
Sonne als Arzt; Macht der Dunkelheit; Geheimnis der
Muttermilch; Stoff Wechsel im Gehirn; Hysterie; Kreislauf
des Lebendigen und Unsterblichkeit.
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