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Korbler: Ton und Faibe. 205
Wenn ich alles Wesentliche, Neue und Schöne des
neuen Buches von Schleich hier hersetzen wollte, müßte
ich neun Zehnteile desselben abdrucken lassen. Ich bitte
den geehrten Leser, die Lesung zum eigenen Nutzen selbst
zu besorgen und mache ihn aufmerksam auf die Tatsache,
daß mit der Sehleich'chen Psychologie und Physiologie eine
reue Periode der Biologie der Seele beginnt und das Wesen
der Hysterie aufgehört hat, unverstandenes Geheimnis zu
sein. Schleich ist kein Gegner der sogenannten Geheimwissenschaften
.
Muiderberg in Holland, den 26. Februar 1818.
Ton und Farbe.
Von M. Korbler (Friedrichshafen).
Zu dem Artikel: „Beiträge zur Erforschung des Zusammenhanges
von Ton und Farbe * von Siegmund Wiener
(Jan.-Heft, S. 6 ff.) erlaube ich mir, meine allerdings unmaßgebliche
Auffassung über dieses höchst interessante
Thema als weiteren Beitrag in gedrungener Form wiederzugeben
.
Als Gerüst meiner Darstellungen betrachte ich Farben
= geteiltes Sonnenlicht in bestimmten Schwingungsreihen
der bekannten Farbenskala im Raum; Töne =- parallel
laufende Schwingungsreihen der bekannten Tonleiter, gebunden
in der Zeit im Bauni. Klangfarben — Töne und
Farben beider Wesensreihen als Empfindungswert transzendentalen
Ursprungs. Farbentöne = Farben als Ton
in einer beliebigen Wesensreihe als Empfindungswert transzendentalen
Ursprungs.
Man bemühe sich vorzustellen, die Gehörnerven eines
Menschen seien mit den Gesichtsnerven bezw. Sehnerven
vertauscht, so wird man fürs erste schließen müssen, daß
ein solcher Mensch Töne unmittelbar sehen und Farben
bezw. Lichtschwingungen unmittelbar hören könne. Durch
diesen spekulativen Vergleich hätten wir Anschauungsweise
und Wirkungsweise dieser dreidimensionalen Welt im Sinne
eines solchen Menschen gewechselt bezw. vertauscht.
Nun stelle man sich weiter vor. daß unsere Vermitt-
lungsorgane der Empfindung (ausschließlich der vertauschten
Xerven) im phänomenalen Sinne (in diesem Falle Auge und
Ohr) als Auf nahm eorgane für in ganz bestimmt abgegrenzten
Wesensreihenbereichen liegende Schwingungsreihen
bestimmter gesetzmäßiger Staffelung aufzufassen
sind, derart, daß diese einzelnen Aufnahmeorgane in der
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