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216 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 5. Heft (Mai 1918.)
III, Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl
Zum Gedächtnis Eduard Zellers.
Gestorben 19. März 1908.*
Am 19. März sind es zehn Jahre, daß Professor Dr
Zeller die Augen geschlossen hat, daß sein arbeitsreiches
bis an die äußerste Grenze menschlicher Dauei reichendes
Leben schlicht und klar, wie es geführt war, erloschen ist.
Eduard Zeller, der große Historiker der Philosophie, die
typische Gelehrtengestalt aus der deutschen Wissenschaftsgeschichte
des 19. Jahrhunderts. 94 Jahre alt war er geworden
und hatte somit fast ein Jahrhundert lang die
politischer Geschehnisse, die schweren Aufgaben des neuen
Reiches und die wissenschaftliche Entwicklung Deutschlands,
die gelehrte Arbeit eines neuen Geschlechts, miterlebt, als
ein Schaffender, Führender und Klärender mitten darin
stehend. Ganz nur der Erforschung der Wahrheit war sein
Leben gewidmet. Sein Hauptfeld war die Geschichte der
Philosophie, insbesondere der antiken Philosophie, und darin
blieb er der im Ausland wie im Inland gleich anerkannte
Meister und sein Werk [„Die Philosophie der Griechen in
ihrer geschichtlichen Entwicklung*, dargestellt von Dr. Ed.
Zeller, 2. Aufl.; 5 Bde., Tübingen bei L. Fr. Fues 1856681
der Mittelpunkt aller darauf bezüglichen Studien. Auch
auf dem Gebiet der Psychologie, der Psychophysik, der
Logik, der Ethik wie der allgemeinen Weltansichtslehre
hat Zeller wertvolle Beiträge geliefert und hat sich in
führender Weise an jener Zwischenarbeit beteiligt, mit der
in den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts sich allmählich
wieder ein neues philosophisches Interesse und ein eigenes
philosophisches Denker? eingestellt hat.
Eduard Zeller war, der achte unter neun Geschwistern,
als der Sphn eines gutsherrschaftlichen Rentamtmannes in
KJein-Bottwar am 22. Januar 1814 geboren. Früh schon
für das Studium der Theologie bestimmt, besuchte er die
Lateinschule zu Backnang und das Gymnasium zu Stuttgart
und trat nach bestandenem Landexam^n in das Semimar
in Maulbronn ein. 1831 begann er als Angehöriger des
evang.-theologischen Stifts zu Tübingen das Studium der
Theologie und Philosophie an der dortigen Fniversität,
Freund und Führer waren ihm hier David Fried r.
Strauß und sein Lehrer und späterer Schwiegervater
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