Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 219
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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Maier: Zur Seelenduft-Theorie. 219

Altertums von besonderem Interesse sein. Dieselbe findet
sich in den äthiopischen Geschichten des Heliodor aus
Emesa (in Phönicien), welcher gegen 400 n. Chr. als christlicher
Bischof zu Trikka in Thessalien lebte und in seiner
Jugend einen erotischen Roman in zehn Büchern verfaßte,
durch Anlage der Handlung, Durchführung der Charaktere
und moralischen Gehalt das Beste in dieser Art. Derselbe
enthält die Abenteuer der Chariklea, Tochter eine^ äthiopischen
Königs, und des Thessaliers Theagenes, die, durch
ihre Liebe verbunden und durch das Schicksal oft getrennt,
n allen Gefahren die gelobte Treue unverletzt bewahren
und endlich am Throne des Königs von Aethiopien und
am Altar, auf welchem Theagenes geopfert werden soll, den
Lohn für ihre Treue empfangen. Zum ersten Mal begegnen
sich beide bei einem Opferfeste in Delphi, und hier heißt
es nun (nach der Uebersetzung von Friedrich Jakobs)
wörtlich folgendermaßen: „Damals wurden wir durch die
Tat überzeugt, daß die Seele etwas Göttliches und mit den
höheren Naturen daher Verwandtes ist. In dem Augenblicke
, wo sich die jungen Leute sahen, liebten sie sich,
als ob die Seele beim ersten Zusammentreffen das Gleichartige
erkannt hätte und dem ihr gebührenden Eigentume
zugeeilt wäre. Zuerst standen sie plötzlich still und wie
betrübt; lange hefteten sie die Augen unverwandt aufeinander
, nicht anders, als ob sie sich früher gekannt und
gesehen hätten und nun die Erinnerung daran in sich zurückriefen
; dann lächelten sie, wenig nur und verstohlen, so
daß sich ihr Lächeln nur durch die Erheiterung des Blickes
kund gab; dann, wie beschämt über das Geschehene, wurden
sie feuerrot und als, wie ich glaube, die Krankheit in das
Herz gedrungen war, erblaßten sie wieder: mit einem Worte,
es streiften zahllose Veränderungen in kurzer Zeit über
beider Angesicht und ein mannigfaltiger Wechsel der Farbe
und des Blicks verkündigte die Schwankungen ihrer Seele.*
Charikleens Pflegevater, der Apollopriester Charikles, findet
das schöne Mädchen nachher beim Eintreten in ihre Wohnung
auf dem Bette liegend in großer Unruhe, die Augen
feucht. Nachdem sie ihn, wie gewöhnlich, umarmt hatte,
klagte sie auf die Frage, was ihr fehle, über Schmerzen
im Kopfe; sie wünsche zu ruhen, sagt sie, wenn es ihr gemattet
würde. Hierüber bestürzt zieht sich Charikles aus
dem Gemache zurück und sucht Rat bei seinem Freunde
Kalasiris, einem vertriebenen Propheten aus Memphis, dem
Erzähler dieser Geschichte. „Was ist dies, guter Kalasiris*,
sagt er, „was für eine Unpäßlichkeit hat mein Töchterchen
befallen?" — „Wundere dich nicht8, erwidert jener, „wenn

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