Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 226
(PDF, 147 MB)
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226 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1918.)

Bäumen überhaupt im Bewußtsein auf; bei dem Laien werden
im Gegenteile viele Eindrücke nicht bewußt; sie bleiben
im Unterbewußtsein, aus dem sie z. B. durch öftere
Betrachtung teilweise auftauchen können. In der Erinnerung
und in der Vorstellung fallen noch mehr Merkmale
aus.1)

Wie Unterbewußtsein Ruten und Pendel beeinflussen
sollen, ist und bleibt ein geistiges Privateigentum des Herrn
Graßberger. Diese kurze Auseinandersetzung beweist aber
auch, daß die bewußt werdenden Eindrücke in demselben
Gehirnteile haften, wie die unbewußten. Was hört ein klassisch
musikalisch Gebildeter aus einem Beethovenquartett heraus
und was ein musikalischer Laie! In die Ohren Beider
dringt dieselbe Tonmasse ein. Wieviel davon dringt ins
Bewußtsein des ersteren und wie wenig bei letzterem! Bei
ersterem haften diese und können reproduziert werden, bei
letzterem nicht.

Ganz allgemein wird in der Antikritik gegen die Rute
das unglückselige Schlagwort: Suggestion Ins Feld geführt.
Auf verschiedensten internationalen Kongressen habe ich —
jahrelang, anfangs vergebens — den Mißbrauch mit dem
Worte bekämpft und ich habe geraten, den Ausdruck in
die jeweilige Eigen3prache zu übersetzen, also ins Deutsche:
„Beeinflußung*. Durch eine solche hat heute, wie von
jeher, der weitaus größte Teil der Menschheit seine religiöse
Weltanschauung in sich aufgenommen. Dasselbe gilt
von jfder Belehrung, wrofür wir duich Eigenwahrnehmung
und eigene kritische Erkenntnis keine Anhaltspunkte haben.
Dies gilt z. B. von vielen geschichtlichen Tatsachen. Hat
doch Mommsen die Existenz von Romulus und Remus
geleugnet, die heute durch Ausgrabungen sicher gestellt
ist, und Geschichtsschreiber leugnen heute eine noch bedeutsamere
geschichtliche Existenz, nachdem Milliarden
Menschen an derselben nie gezweifelt haben.

Hypnotisierten kann man in eigenartiger Weise suggerieren
, aber nur in beschränktem Maße, und es ist ein Unsinn
, verbrecherische Taten zu suggesieren und besonders
solche, bei denen nicht mit suggerierte Vorstellungen und

*) Der hervorragende römische Physiolog, Luciaiii, der auch in deutschen
Fachkreisen den größten Respekt genießt, und dessen großes Werk in deutscher
Uebersetzung erschienen ist, lehrt, daß aas Unterbewußtsein im Kleinhirne,
nicht im Großhirne zustande kommt und seiner Lehre folgte der geniale
Stadttierarzt Dr. J. Böhm in Nürnberg in seiner Monographie: «Welt*
rätsei». Nach dem hier Gesagten ist dies irrtümlich; für Tiere, besonders
niedrigstehende, dürfte die Lehre Lucianis teilweise gelten, da schon bie
enthaupteten Fröschen viele bewußticheinende Vorgänge im Rückeamarke
ausgelöst werden.


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