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Tischner: Der Okkultismus als Wisheascbaft. 251
und auch der nächste Anpreiser wird mit Mißtrauen beachtet
, wofür er sich hei seinen Vorgängern dann bedanken
kann.
Den besonderen Anlaß zu diesen allgemeinen Ausführungen
bildet der Aufsatz von O, Ganser im Januarheft 1918
dieser Zeitschrift über magnetische Heilungen. Bevor ich
jedoch darauf eingehe, seien mir einige persönliche Bemerkungen
gestattet. Um nicht den Verdacht aufkommen zu
lassen, ich sei blinder Anhänger der Schulwissenschaft, sei auf
meine bisherigen Arbeiten in dieser Zeitschrift hingewiesen,
in denen ich vielfach ausdrücklich gegen die offizielle Wissenschaft
Stellung genommen habe. Aber auch als Arzt kann
man mich nicht mit dem Worte abtun, daß eine Krähe der
andern nicht die Augen aushackt. Ich habe im Gegenteil
des öfteren von der Schulmedizin erheblich abweichende
Meinungen kund gegeben (vgl. Das, biologische Grundgesetz,
Verlag Gmelin, sowie verschiedene Aufsätze wie z. B. die
Methodologie der Medizin-Aerzte. Rundschau 1916 u. 17).
Ich weiß mich also frei von blinder Liebe und lasse
nur die Tatsachen auf mich wirken. Deshalb will ich auch
nicht, wie die Schulmedizin es macht, dem Magnetismus
alle Berechtigung absprechen, und es liegt mir auch fern
zu behaupten, daß die Angaben Gansers nicht richtig bind
und sein können, ich muß aber sagen, daß das Gesagte
durchaus nicht beweisend ist, was ja ein großer Unterschied
ist. Deshalb wandte ich mich an Herrn Ganser mit der
Bitte um genauere Daten besonders in hezug auf den Augen-
fali. Herr Ganser schrieb mir, daß es ihm — wenigstens
zur Zeit — nicht möglich Fei mir die Angaben, die ich
wünschte, zu geben; später käme er gern darauf zurück.
Ich will deshalb für heute, ohne auf den sonstigen Inhalt
des Briefes einzugehen, nur das kritisch besprechen, was
an Material vorliegt, die Methode ist ja von den Tatsachen,
die vielleicht später noch mitgeteilt werden, unabhängig.
Erstens ist zu sagen, daß e i n geheilter Fall irgend einer
Krankheit garnichts beweist, da bei keiner Krankheit der
Verlauf derartig eindeutig ist, sogar bei bösartigen Geschwülsten
hat man ab und zu Spontanheilungen gesehen,
sodann ist zum mindesten eine genaue Diagnose zu verlangen.
Erst eine Anzahl Fälle derselben Krankheit mit völlig
sichergestellter Diagnose besagen etwas, je weitsehender
eine Krankheit verläuft, desto größer muß die Zahl von
Fällen sein.
Nun noch im besonderen einige Worte über den Fall
von der geheilten Augenkrankheit. Um ein Urteil über
den Fall zu haben, wäre es nötig, die Sehprüfung, den ob-
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