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254 Psychische Stadien. XLV. Jahrg. 6. Heft. Muni 1918.)
linden oder ins rechte Licht stellen, werden, falls sie nicht
an hervorragender Stelle stehen, leicht verkannt, wie dies
das Beispiel von Robert Mayer und Semmelweis zeigt. Das
typische Erfinder- und Entdeckerlos!
Ein solches Schicksal, sagt Verfasser, war auch dein
früheren Psychiater in Greifswald, Rudolf Arndt, beschieden,
der das biologische Grundgesetz aufstellte und es folgendermaßen
formulierte: „Kleine Reize fachen die Lebenstätigkeit
an, mittelstarke fördern sie, starke hemmen sie und stärkste
heben sie auf." Der Greif swalder Pharniakologc Hugo Schulz
hat gleichfalls dieses biologische Grundgesetz auf seinem Spezialgebiet
zum leitenden Grundsatz gemacht. Zu ähnlichen
Anschauungen gelangte gleichzeitig mit dem Genannten
der Prager Bakteriologe und Hygieniker Hueppe. Ob nun
das b. G. ein Gesetz im strengen Sinne des Wortes sei,
will Verf. nicht entscheiden, jedenfalls aber fallen, wie er
sagt, viele Tatsachen unter dieses Gesetz.
Nach Schulz haben kleine und große Reize — oder
in der Pharmakologie kleine und große Dosen — umgekehrte
Wirkungen. Demnach werden kleine Gaben bei
Erkrankungen, welche ähnliche Erscheinungen darbieten,
wie Vergifte ngsf alle durch große Gaben, einen Heilerfolg
herbeiführen können. Dies wies Schulz für andere Heilkörper
praktisch nach und der Verf. führt aus der Literatur
eine Reihe von Beispielen an, die die Richtigkeit dieser
Schlußfolgerung zu bestätigen scheinen. Auch die positive
hezw. negative Chemotaxis der Paramäcien, das Pflüger'sche
Zuekungsge^etz, die agrikultur- botanischen Forschungen
Bakorny's und die beim Anaphvlatoxin, Arsen und Chinin
gemachten Beobachtungen sprechen zugunsten des b. G.
Im Pbrigen wird dieses Gesetz in der Praxis vielfach
unbewußtermaßen angewendet, so beim Ergotiu, dem Karlsbader
Wasser, dem Höllenstein, dem Jod und anderen
Medizinkörpern. Desgleichen in der Physik, bei der Strahlenbehandlung
nach Röntgen oder mit Radium. Nach allem
Hl das b. G. minderten-* ein wertvolles heuristisches Prinzip.
Das h. G. heißt deshalb biologisch, weil es nur in der
organischen Welt herrscht. Ein nicht lebender Körper
reagiert auf Reize ganz anders. In der Medizin ist diejenige
Richtung, für weiche das b. G, die Grundlage der
Therapie bildet, die Homöopathie oder besser Homöotherapie,
die Schöpfung Hahnemann's. Mit den Ansichten Hahnc-
manns und seiner orthodoxen Schüler will sich der Verfasser
jedoch weniger beschäftigen, dagegen wohl im Anschluß
an das b. G. die Homöopathie von einem modernen
Standpunkt aus beleuchten.
rückt er das in den
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