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260 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1918.)
üble Zeit ankündigte: Juli und Oktober 1916 würde der
beste Teil seines Volkes unter der Erde liegen, wenn das
Beerdigen noch üblich wäre, und im Juni 1917 laufe er
Gefahr der Ermordung, oder aber wenn er lebe, so würde
er wünschen lieber zu sterben, dermaßen schlimm
seien seine Aussichten! Der Zar wurde im März
1917 enthront und mit der ganzen Familie nach Sibirien
deportiert, wo ihm solche schwarzen Gedanken sicher
gekommen sein werden. Sie sagt, er se! so töricht gewesen
, sein Schicksal mit dem Mißgeschick des Königs von
England, seines Vetters, zu verknüpfen, dessen Horoskop
den Zusammenbruch seiner Regierung verheiße, wenu er
nicht noch abdanke. Viele seiner Mannschaften und Schiffe
würden auf den Grund des Meeres zu liegen kommen in
diesem Kriege, was sie aus dem Horoskop für die Kriegserklärung
Englands an Deutschland liest, wobei sie den
für England veihängnisvollen Vbootkrieg, als sie schrieb,
als Amerikanerin noch nicht ahnen konnte. Die Dauer des
gegenwärtigen Krieges mit drei Jahren hat sie allerdings
noch weit unterschätzt, aber auch bemerkt, daß Präsiden
t W i 1 s o n der Teilnahme der Vereinigten
Staaten am Kriege, ob er und d a s Volk
wollten oder nicht, keineswegs entgehen
werde. Man bedenke, daß dies zu Anfang des Krieges
verfaßt wurde, wo man daran noch keineswegs dachte.
Es mag Geschmackssache sein, ob man sich mit solchen
Proglosen öffentlich, und wie die Verfasser der alljährlich
erscheinenden englischen astrologischen Almanaehe, von
denen der den tarnen des „Mittwochs-Erzengels Raphael**
tragende 1920 sein hundertjähriges Jubiläum
feiern wird, berufsmäßig einlassen will, wobei es in Zeiten
wie heute auch schwer hält, die Sachen unparteiisch zu beurteilen
, wie die Londoner Astrologen an dem Sieg Englands
und dem Niederbruch Deutschlands alljährlich nicht
zweifelten und die indischen Astrologen ihren Vorwitz der
nachteiligen Prophezeiungen für die Briten durch Gefängnis
und Erschießungen büßen mußten. Es sind aber auch
meist technisch mangelhafte Mittel, mit deittni dabei gearbeitet
wird; immerhin trifft manches zu, und so ist dafür gesorgt,
daß die so oft totgesagte Sterndeuterei munter weiterlebt
und im Gegenteil heute sich wieder sehr ausbreitet, wobei
man vielerseifr auch von den Astrologen und A«trologinnen
in dem Glauben erhalten wird, man könne sich vor den
schlechten Einflüssen in Acht nehmen. Aber diese sind
mit unserer Individualität, Verhältnissen und Geburtsminute
verknüpft und irgend etwas zeigen sie daher in allen Fällen
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