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Gaten: Der Wahlspruch d. Bewußt-einn u. s. koara. Begründetheit. 307
Naturprozesse sein, wie das Fluten der Gezeiten, das Wachsen
des Grases oder die Entwicklung eines Hternensystems.
Es ist vom Kosmos ebenso unzertrennlich wie Bewegung,
und selbst Pieree's „Tychismus" läßt es nicht vermeiden,
sich den Ursprung des Geistes aus Ausdehnung, Bewegung
und Fortdauer (Persistenz) zudenken. Wenn er nicht eine
ewige Eigenschaft von dem ist, was ohne Anfang war, auf
welche Weise kam daun der Geist ins Dasein? Wenn
Bewußtsein dem Kosmos immanent ist, dann besitzt es eine
fundamentalere (ursprünglichere; Natur, als unsere beschränkte
individuelle Erfahrung — es muß eine kosmische
Natur besitzen, welche für seine eigenen Erfahrungen konstitutiv
(bestimmend, grundlegend) ist, und wenn solches
der Fall ist, dürfui wir dann nicht erwarten, seine Gefühlseinsichten
und tief intuitiven Kenntnisse im Wesentlichen
wahr zu linden?
Und wenn Unsterblichkeit in der Natur eine Tatsache
ist, würde das Bewußtsein, indem es ein immanenter und
allgegenwärtiger Bestandteil der Natur ist, es nicht geradeso
wissen, wie es wreiß, daß der Raum grenzenlos ist? Wenn
das Bewußtsein sich selbst erforscht, so erforscht es jenen
Faktor in der Natur, welcher überall herrscht, wo Tätigkeiten
Zwecken angepaßt sind, sei es nun in einer Zelle
oder in Gott. Und wenn das Bewußtsein in sich selbst
eine Kenntnis seiner eigenen Endlosigkeit vorfindet, dann
ist diese Kenntnis darin vorhanden, weil solche eine Tatsache
in der Natur ist. Plato's Argument, daß dieses innige
Sehnen nach Unsterblichkeit, insofern als es eine fat't allgemeine
Aspiration ist, die Unsterblichkeit beweise, wird
in meiner Beweisführung als die Folge einer fundamentaleren
(gründlicheren, ursprünglicheren) Einsieht nachgewiesen
, weil der von mir vorgebrachte Beweisgrund dieses
Sehnen und die Allgemeinheit (Universalität) dieses Glaubens
erklärt. Ich erkläre die Unsterblichkeit nicht dadurch, daß
ich behaupte, daß Gott oder Natur keine Hoffnungen erwecken
würde, wenn sie nicht erfüllt werden könnten,
sondern dadurch, daß ich sie zu einer intuitiven Einsicht
mache, welche aus der Immanenz des Geistes im Universum
und seiner daraus folgenden Bekanntschaft mit der Gesamtheit
von Bedingungen und Möglichkeiten entspringt,
und da er einen Bestandteil des ganzen (entire) Kosmos
bildet, so muß seine Natur dieselbe sein, wie jene, welche
die fundamentale im Kosmos ist, und folglich würde sein
natürliches Bewußtsein von selbst zu einer solchen Funktionierung
(Betätigung) führen, wie sie die Kenntnis seiner
eigenen Endlosigkeit und die Gefühlseinsicht der Fortdauer
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