Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 308
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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338 Fsychiiche Studien. XLV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1918).

seiner persönlichen, bewußten Identität unvermeidlich hervorbringen
würde, - das heißt, es würde so geschehen,
wenn solches eine Tatsache in der Natur wäre. Kann das
Bewußtsein irgendeine Wahrheit unmittelbar wissen, welche
der Geist vorher nicht induktiv erprobt hat? Wenn ja,
dann hat man allen Grund, unserer Gefühlseinsicht zu
vertrauen. Ein Beispiel von einer solchen, der Erfahrung
vorhergehenden Erkenntnis ist leicht gegeben: Ich habe
z. B. durch persönliche Erfahrung niemals gefunden, daß
es für den Kaum eine Grenze nicht gibt; doch das Bewußtsein
sagt mir, daß es keine solche Grenze geben kann

— nicht bloß, daß eine solche Grenze nicht vorhanden ist,
sondern daß der wahren Natur der Dinge gemäß das Be-
wußtsein weiß, daß es eine solche Grenze nicht geben kann,

— und die Vernunft sagt uns, daß selbst eine unüber-
schreitbare Grenze nur dazu dienen würde, auf eine grenzenlose
Ausdehnung jenseits hinzuweisen. Ich habe mich persönlich
nicht davon überzeugt, daß die Zeitdauer (duration)
anfangslos war, und doch weiß das Bewußtsein, daß es vor
einem supponierten Anfang unbedingt (absolut) unendliche
Zeit gab — es weiß nicht bloß, daß es keinen Anfang gab,
sondern daß es einen Anfang unmöglich gegeben haben
konnte. Nach meinem gegenwärtigen Gedächtnisse zu urteilen
, habe ich nicht immer als der besondere Geist gelebt
, den ich jetzt mein Selbst nenne, und doch weiß das
Bewußtsein in mir, daß dieselben Wahrheiten, welche heute
wahr sind, nicht in einem fern abliegenden Punkt der Vorzeit
erst begannen wahr zu sein: Gott erwachte nicht
plötzlich in irgendeiner fernen Periode der Vergangenheit
und verkündete, daß fürderhin die kürzeste Entfernung
zwischen zwei Punkten die gerade Linie sein würde, —
diese Wahrheit und solche Wahrheiten waren jederzeit
wTahr, und selbst die Allmacht vermochte sie nicht zu
ändern: Wahrheit herrscht ewiglich über Allmacht, in
welcher daher auch nicht ein Schatten von Wandelbarkeit
sein kann. Und in ungefähr derselben Weise scheint das
Bewußtsein zu wissen, daß es den Tod meines Körpers
überleben wird, und ich schenke ihm denselben Glauben,
den ich seinen Kenntnissen über Raum, Zeitdauer (Duration),
Bewegung und Wahrheit schenke. Alles das ist nicht ein
Beweis für jeden, sondern für jene, welche in ihrem Bewußtsein
solche Einsichten und Kenntnisse deutlich gewahr
werden; und ich kann mich der Uberzeugung nicht
entschlagen, welche «ich auf meine eigene Erfahrung gründet,
daß bei geeigneter Schulung alle Personen jenen Grad von
Geschicklichkeit im Bewußtwerden (consciousing; erlangen


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