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316 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1918.)
findungswelt hin. (Das hat der berühmte Physiker Planck in
Berlin in seiner Rektoratsrede klar ausgesprochen.)
Von diesem Standpunkte muß auch der exakte Forscher die
Erscheinungen des Spiritismus würdigen. Medialität, die wir als
physikalische oder physiologische ansprechen können, ist bedingt
durch die Emanationen. Hier finde ich mich in vollster Übereinstimmung
mit Dr. Böhm-Nürnberg und anderen Forschern, z. B.
Ferd. Schemiazky-Wien. Ohne Rücksicht auf die tausendfache
Bestätigung von dem Vorkommen physikalisch - mediumstischer
Erscheinungen, muß ich, gestützt auf meine bisherigen Erfahrungen
, ohne Einschränkung zugeben, daß Tischrücken, Lichterscheinungen
, Bewegungen von Gegenständen und Geräusche an
denselben, die sich außerhalb des physischen Wirkungsbereiches
des Mediums und der Experimentatoren befinden, Tatsachen sind.
Vielfach deuten sie auf Zusammenhänge mit dem Wünschelruten-
phämomen hin. (Davon ausführlicher in einer weiteren Abhandlung
über „Wünschelrute und Menschenrätsel**.)
Intellektuelle Erscheinungen» wie automatisches Schreiben,
Sprachengabe, Malen und Zeichnen, in denen sich oft eine über
das normale Intelligenzmaß des Mediums hinausgehende geistige
Steigerung offenbart, ebenso Veränderungen gegenüber dei normalen
Bewußtseinssphäre, zeigen Ähnlichkeiten und Gleichheiten
mit den hypnotischen Erscheinungen. Gleichwohl weiden Vor-
kommnisse berichtet, die restlos aus der Psyche des Mediums und
der Teilnehmer nicht erklärt werden können. (Typischer Fall
Medium Piper.) Hier versagt auch die telepathische Hypothese.
Ebenso läßt auch die Theorie eines Ineinandergreifens der Bewußtseins
- oder Unterbewußtseinsreihe zwischen Medium und
Teilnehmer noch Fragen offen, obwohl sich eine solche Annahme
mit gutem Rechte auf die Tatsache des Sondergeschehens des
Seelischen stützen kann. - Ein e i n d e u t i g e r Hinweis auf ein
Eingreifen Verstorbener scheint mir aber nicht vorhanden zu sein.
Die Frage nach der Zurückführung des Restes, der ein außer-
mediales Eingreifen allerdings sehr nahe
legt« ist einwandfrei noch nicht gelöst. (Beweis die sehr vorsichtige
Stellungnahme Dessoirs in „Die Geheimwissenschaften in
kritischer Beleuchtung**.) Für den Wissenschaftler derzeit nicht
diskutierbar ist das Problem der Materialisation. Die Ansicht,
daß uns das Wesen der Materie oder Energie nicht bekannt sei,
hilft über die grundsätzliche Schwierigkeit, sie unserem Weltbilde
einzugliedern, nicht hinweg. — Alle Erscheinungen des Materiellen
sind in der uns bekannten Wirklichkeit genau bestimmbar.
Wir rechnen in allen Fällen mit etwas Bekanntem, Gesetzmäßigem.
Problematisch wird die Materie erst dem Philosophen und Metaphysiken
Aber sein Standpunkt führt innerhalb des Sinnlich-
Wirklichen zu keiner Umdeutung des Geschehens. Begreiflicher
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