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322 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1918.)
dann in der alten, von mir geschilderten Weise, neue Sonnensysteme
bilden. Ja, wer weiß, ob dieser Vorgang nicht schon
mehrfach stattgefunden hat, und ob unser Sonnensystem z. B.
nicht die schon häufig wiederholte Erneuerung eines ersten ist?
Nach rückwärts können wir nicht feststellen, ob und wie oft eine
solche Erneuerung staltgefunden hat, aber für die Zukunft wissen
wir sicher, daß ein ewiger Wechsel im Werden und Vergehen der
Weltensysteme stattfinden wird.
Darum möchte ich noch folgendes hervorheben: Der große
Gedanke, daß sich aus dem ruhenden Äther diese herrliche Welt
mit all ihren Sonnen und Planeten entwickeln sollte, die, wenn sie
den Gipfel ihrer Entwicklung erreicht, wieder vergehen und dann
zu noch höherer Vollkommenheit erstehen mußte, und zwar in
ewigem Wechsel; dieser Gedanke ist ein einheitlicher, ein einziger
Gedanke, der nur von einem Einzigen gedacht werden
konnte. Und so zeigt denn der Entwicklungsgang der Welt,
daß es ein Einziger war, det Schöpfer des Alls, der diesen unendlichen
Gedanken faßte, ihn zur Ausführung brachte und weiter
zur Ausführung bringen wird.
III, Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergi.
Ein Spukerlebnis Eichendorff's.
Eine selbsterlebte Spukgeschichte, die Eichendorff seinen
Freunden erzählte, merkwürdigerweise aber m keiner Form
aufzeichnete, wird jetzt, durch Gertrud Storm, die Tochter
des Husumer Dichters, in der Zeitschrift „isiedersaehsen1*
mitgeteilt.
Im Jahre 1853 lernte Storm im Hause des Kunsthistorikers
Franz Kugler den von ihm überaus verehrten Dichter
Eichendorff kennen. An dieser kleinen, in ihrer Art fest-
liehen Zusammenkunft nahmen auch Fontane, Adolf Menzel,
Friedrich Eggers und Paul Heyse teil. Das alte Haus, das
Franz Kugler in Potsdam bewohnte, war so* recht geschaffen,
um der Neigung Storms für das Mystische, Romantische
einen stimmungsvollen und verführerischen Rahmen zu geben.
So geriet das Gespräch denn auch bald auf übernatürliche
Dinge, auf Vorahnen und Spukgeschichten. Da ergriff
Eichendorff das Wort, um eine selbsterlebte Geistergeschichte
zu erzählen. Er berichtete, daß er zur Zeit der fraglichen
Begebenheit auf dem alten, väterlichen Schloß wohnte. Auf
einem gleichfalls sehr alten Schloß in der Nachbarschaft lebte
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