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356 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 8.-9. Heft (Aug.-Sept. 1918).
Hund Empfänglichkeit hat, Geistererscheinungen wahrzunehmen,
und vielfältig nach beglaubigten Zeugnissen ganz bös gestorbene
Menschen in Gestalt eines schwarzen Hundes sich zeigen.**
Den „Dürren Kräutern** sind einige Reisebeschreibungen angegliedert
, um dem Buche ungefähr denselben Umfang zu geben,
wie ihn die früheren Tagebücher haben. Die 1846 gemachte
Reise führte ihn unter anderm nach Wien, wo er die Kaisergruft
besuchte. Dort erfuhr er nun von einem bemerkenswerten Beispiel
dafür, daß „vor dem Sterben eines Menschen so oft Zeichen
geschehen.*' Als Maria Theresia ihrer Gewohnheit gemäß sich
in die Gruft hinabließ und bei der Rückkehr das Zugwerk dreimal
stockte, sagte sie: „Das bedeutet, daß es Zeit geworden ist
für mich, nicht mehr aus dieser Gruft zurückzukehrer.** 14 Tage
darauf wurde sie tot hinunter getragen, —
Im 103. Kap. seiner „Heiligen Elisabeth*' nimmt Stolz die
Gelegenheit wahr, sich darüber zu verbreiten, wie streng in Rom
die Wunder geprüft werden, auf wekhe hin dei Antrag auf Heiligsprechung
gestellt wird. Wer nicht ganz eingerostete Vorurteile
habe, könne also mit der Taisächlichkeit der Wunder (meist handelt
es sich um wunderbare Heilungen) rechnen. Bei der heiligen
Elisabeth sind 34 Wunder eidlich bezeugt worden. —
Auf eine längere Stelle über Geistererscheinungen und dazu
gemachte Auslassungen stoßen wir in dem Buche ».Besuch bei
Sem, Harn und Japhet**, mit welchem Stolz seine Orientreise beschreibt
. Diese Stelle lautet: „Ein Geistlicher aus unserer Gesellschaft
(in der Stolz die Reise nach Palästina machte) erzählte
mir, er habe nachts die Predigt im Bet* memoriert, als er einmal
in der Zeit sehr gedrängt war. Darüber sei er eingeschlafen, sein
Aufwachen sei aber durch Folgendes veranlaßt worden: Er sieht
im Traum seine Mutter hereinkommen; diese nimmt ihm die eine
Hand und führt dieselbe über das Licht, welches er am Bett
stehen hatte. Von dem Schmerz, welchen die Hitze an der Hand
verursachte, wacht er auf und findet wirklich beim Aufwachen
seine Hand über die Lichtflamme ausgestreckt. Das Licht selbst
war aber in solcher Art herabgebrannt, daß es in kurzem gezündet
und wahrscheinlich ein Brandunglück herbeigeführt hätte, wenn
der Pfarrer nicht rechtzeitig noch aufgeweckt worden wäre. — Ein
dem Wesen nach ähnlicher Fall ist in einer mir bekannten Familie
vorgekommen. Durch den Tod der Mutter, welche eine vorzügliche
Christin war, entstand später Uneinigkeit zwischen dem
Sohn und dem Vater, welcher wieder heiraten wollte. Der Sohn
glaubte sich beeinträchtigt, und faßte einmal nachts den Entschluß
, seinem Vater einen Prozeß anzukündigen. Da er, in
einem andern Hause wohnhaft, an die ziemlich hohe Treppe der
väterlichen Wohnung kam, sah er oben auf derselben seine Mutter
ganz schneeweiß stehen und ihm mit der Hand winken zurückzu-
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