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Cohen: An der Grenze des Erkennens
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zustände aufzufassen, die, verarbeitet]durch den Intellekt
zur Individualisierung des Geistes sich auswirken. Als solche
muß dieser Kraftzustand logischerweise als selbstwirkend
gelten. So wären wir nun da angekommen, wo das Spekulieren
eine Grenze erreicht hat, wenigstens für die dreidimensionale
Welt. Fühlen wir aber weiter, so erkennen
wir, daß dieser Kraftzustand im Menschengeiste in teilweise
innigem Kontakt mit einem Agens steht, welches hinter
der dreidimensionalen Erkenntnisschwelle als unser Unterbewußtsein
organisatorisch gegenüber der Ursache unseres
Wesens sich manifestiert. Es ist dieses Etwas das, was
nicht nur zufällig unsere Wunden heilt, was unsern Puls
nicht nur zufällig schlagen läßt, was nicht aus Zufall strebt
nach Leben, Fühlen, Benken und Wollen. Es ist ein Teil
zu Gedanken gewordener Kraft der Allnatur, da Zufall und
Widerstand, Ursache und Wirkung, Fügung und Absicht,
Glück und Unglück, eines im andern aufgeht wie Liebe
und Haß, die getrennt# ebensowenig denkbar sind, wie
Menschengeist und Urprinzip, das Göttliche, das jeder in
sich hat, der den Funken der alles ausgleichenden Gerechtigkeit
erfaßt und ihn m sich zur verehrenden Flamme auszuwirken
bestrebt ist.
Eines soll begriffen werden, nämlich: daß Ursache und
Wirkung den Begriff zufälligen Widerstandes darstellen,
dergestalt, daß jeder den Widerstand des Guten gegen das
Böse als Wirkung gegen die zufällige, eigene geistige Unvollkommen
heit verspürt und dementsprechend kämpft.
Darum nütze Jeder diese Kraft, sie ist da, wird bleiben
und zum Höchsten auswirken helfen, denn sie ist göttlich
An der Grenze des Erkennens.
Von Dr. G. C o h e n , Hannover.
Unbestreitbar hat unsere Erkenntnis und unser technisches
Können seit den letzten hundert Jahren gewaltige Fortschritte
gemacht Ungeahnte Erfolge sind auf zahllosen Gebieten er-
rungen, und es ist als sicher anzunehmen, daß die Zukuntt noch
vieles bringen wird, wovon wir heute kaum eine Ahnung haben.
Wir dürfen stolz darauf sein, „wie wir es doch so herrlich weit
gebracht**. Und dennoch, Grenzen sind dem Können und dem
Wissen gegeben. Der alte Satz, daß, je mehr wir wissen, wir
um so mehr uns bewußt werden, daß wir erst wenig wissen, güt
nach wie vor. Ja, je tiefer wir in das Innere der Natur eindringen,
um so weiter dehnen sich die Grenzen des Unerforschten vor uns
aus. Es ist damit wie mit einem Wrege, welcher schmal beginnt
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