Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 387
(PDF, 147 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Zunk: Deutsch denken, Deutsch sprechen

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dürftig erwiesen. Schon seit Jahrhunderten gefiel ihm nie, was
sein eigen war, sondern immer der Fremden Sitten, Kleidung, Gebärden
und Sprache.

Und dabei ist es geblieben bis 1914. Sitten aller Länder
durften sich mit den deutschen mischen. In die Geselligkeit, den
Sport fanden englische Gebräuche Aufnahme; französische Vergnügungen
wurden nachempfunden. Die Mode des Auslandes
herrschte tonangebend; Haar- und Bartschnitt unserer Herren
galt als besonders vornehm, wenn beide nach irgend einem „Stil"
getragen wurden.

Und dann die Sprache! An ihr ist am längsten und nachhaltigsten
gesündigt worden, wird es im Augenblick noch. Denn
mit Ausnahme unserer Dichter, die rein deutsch zu uns reden,
wird die Sprache meist als geistes- und wortarm behandelt, der
erst die Fremdwerte den nötigen Glanz und Reichtum verleihen
müssen. Immer tiefer saugen sie sich ein und bringen alte, gute
Ausdrücke zum Absterben. Fremder Schall und Klang tönt durch
die Rede und überbrückt Gedankenkargheit.

Und dabei ist (nach Schopenhauer „Über die Verhunzung der
deutschen Sprache**): „unsere Sprache der einzige Vorzug, den
die Deutschen vor andern Völkern haben. Denn sie ist höherer
Art als die übrigen europäischen Sprachen. Sie ist (wie ihre
Schwestern, die Schwedische und die Dänische) eine Tochter der
gotischen Sprache, die unmittelbar vom Sanskrit stammt.**

Den Wert der Muttersprache haben alle die ernsten Männer
gefühlt, die seit Jahrhunderten bestrebt sind, sie zu reinigen und
zu bereichern. Von der Schulbank her sind Namen wie Philipp
von Zesen (Fruchtbringende Gesellschaft), Campe, Loga«, Gott-
sched u. a. m. bekannt. Unsere Zeit schätzt die Bemühungen des
„Deutschen Sprachvereins** zur Sauberhaltung der deutschen
Sprache und zur Erreichung eines echten, guten Deutsch. Eduard

Der Flottenbund" (Heft 47, Juni 1918), nachdem unsere eigenen wiederholten
Mahnungen, entbehrliche Fremdwörter mehr als bisher zu meiden,
leider nur Verstimmungen und Drohungen zur Folge hatten. Unterzeichneter,
der sein Leben lang für die Sache des Völkerfriedens und für die Wertschätzung
jeder einzelnen Voikseigentümlichkeit tätig war, ist trotzdem über-
*iSn37 daß es sich am Geist des eigenen Volkes versündigen heißt, wenn man
sich von der üblen, besonders auch in Gelehrtenkreisen, wie es scheint ,unaus-
roitbaren Gewohnheit nicht endlich loszusagen vermag, die schöne deutsche
Muttersprache durch großenteils ganz unnötige, vielfach sogar lächerliche
fremde Wortbildungen, die das Verständnis des Gesagten bei vielen Lesern
und Leserinnen erschweren, zu entstellen. Gegen die Beibehaltung wissenschaftlicher
Kunstausdrücke, überlieferter Titel u. dgl« haben wir selbstredend
nichts einzuwenden, da ihre einseitige Aufgabe nur zwischenstaatliche
Verwirrung hervorrufen müßte. So entschieden wir aber einer gegen
fremdes Volksempfinden gehässigen „Deutschtümelei" abhold sind, bitten
wir unsere verthrlichen, altbewährten Mitarbeiter von neuem um Berherzi-
gung des obigen Aufrufs. — Schriftl.

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