Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 388
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
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388 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 8.-9. Heft (Aug.-Sept. 1918.)

Engel, der unermüdliche Kämpfer gegen alles, was undeutsch ist
in Sprache, Tun und Gebärde, geht mit beißendem Spott den
Wucherbildungen der Fremdworte zuleibe, reißt der Scheingelehrsamkeit
, mit der sie sich umhüllen, den Plundermantel ab und zerpflückt
sie an der Hand wissenschaftlicher Untersuchungen. In
einem seiner letzten Werke, dem Buche „Sprich deutsch!*' fordert
er: „Ein Hauptgewinn dieses Krieges soll sein, daß unsere Jugend
in Zukunft möglichst reines Deutsch als Se selbstverständliche
Sprache jedes Deutschen anzusehen erzogen wird. Unsere grauen
Brüder in den Feindesländern", fährt er fort, „haben im Innersten
erlebt, was Muttersprache heißt. Von den heimkehrenden Siegern
hofft er die Hochhaltung der deutschen Sprache, das Denken in
deutschem Sinne. Denn die Zukunft des deutschen Volkes blüht
oder welkt mit der Zukunft der deutschen Sprache."

Aber muß denn auf den Frieden gewartet werden, um das
auszuführen? Ist nicht auch die Daheimgebliebene, die deutsche
Frau, die in den verflossenen Jahren willig ihre körperlichen und
geistigen Kräfte für alles, was Not tat, hergab, ist sie nicht die
berufene Stützerin der Muttersprache?

Gerade der Einfluß der Mutter ist von größter Bedeutung.
Denn ihr gehört die Jugend. Die Zukunft und Hoffnung des
Volkes. Soll nicht das neue Stammesgeschlecht, gestählt in Leid
und Entbehrungen, aufwachsen in der Ehrfurcht vor dem, was
über uns ist, Ehrfurcht vor dem, was unter uns ist und in Ehrfurcht
vor der deutschen Sprache? — Wie viel liegt da in der
Hand der Frau! In ihrem Willen, ihrer Tatkraft! Freilich, in
Zeiten, die hoffentlich für immer geschwunden sind, hat sie es
selbst recht oft an der Ehrfurcht vor unserer Sprache fehlen lassen.
Nicht mit Absicht oder aus bösen Beweggründen, sondern aus
Gleichgültigkeit, Gedankenlosigkeit. Sie ist weniger Verbreiterin
des Fremdwortes gewesen, als daß sie es geduldet hat.

Will sie dem Übel steuern, so heißt's anfangen, deutsch zu
denken. Zwar wird es ihr nicht auf den ersten Anhieb gelingen,
auch nicht nach Jahren ohne Hilfe des Mannes, die 125 000
Fremdwörter, die Heyse in dem vollständigsten Wörterbuche zusammengestellt
hat, auszumerzen. Aber, so wie der Tropfen den
Stein höhlt, so kann sie doch nach und nach den Bau des Welsch-
und Kauderwelsch, der unsere Sprache beschwert, in seinen Grundfesten
erschüttern.

Von der Kinderstube geht ihr Schaffen aus. Alles Undeutsche
wird herausgekehrt. Das „Baby" wandelt sich wieder in das
„Kleinchen'f alles, was mit dem"nichtssagenden englischen Worte
zusammenhängt — Babyzimmer, Ausstattung, Pflegerin usw.
kommt in die Versenkung. Ebenso die fremden Rufnamen. Eine
Mutter, die so ihr Heim rein hält von der Verseuchung mit fremdländischen
Worten, findet bald eifrige Nachahmer bei den Kindern.


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