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Wendler: Der Toeplersehe Schlierenapparat als Hilfsmittel. 421
anzeigen, rohe Thermometer, die kleine, aber für die Beurteilung
eines Vorganges vielleicht wesentliche Temperaturschwankungen
nicht erkennen lassen usw.), sondern ebenso
bei Benützung hoch- bzw. überempfindlicher Instrumente,
die eben wegen ihrer Empfindlichkeit auf Störungen verschiedener
Art (Erschütterungen, Temperatur- und Feuchtigkeitseinflüsse
usw.) reagieren und daher nur in der Hand
eines bereits Erfahrenen von Wert sind, welcher die Fehlerquellen
auszuschalten oder entsprechend in Rechnung zu
stellen versteht.
Ähnlich ist es mit den Sensitiven. Negative Befunde,
z. B. bei Wünschelruten versuchen, sind oft darauf zurückzuführen
, daß mit Personen gearbeitet wird, die sich in
Selbsttäuschung oder aus unsachlichen Motiven als Rutensensitive
ausgeben, ohne es tatsächlich zu sein — Fall der
unempfindlichen Instrumente; — zahlreiche Widersprüche
können aber auch bei Verwendung von Hochsensitiven
oder gar Somnambulen1) entstehen — Fall der überempfindlichen
Instrumente —, wenn der Experimentator
die verschiedenartigen Störungsquellen (physische, fremd-
und autopsychische Reize) nicht kennt und berücksichtigt,
fl. DurviÜe hat in seinem bekannten Werke (die Physik
des Animal-Magnetismus) die nötigen Winke gegeben, wie
man mit Sensitiven einwandfrei experimentieren kann. Der
Hauptsache nach sind folgende drei Punkte möglichst zu
berücksichtigen : 1. gleichzeitige Verwendung von mehreren
Sensitiven zur Gewinnultig gegenseitiger Kontrolle, 2. Ausschaltung
der Gedankenübertragung durch räumliche Trennung
des Experimentators und des mit den Sensitiven beschäftigten
Operateurs, 3. Ausschaltung auto&uggestiver
Einflüsse durch häufige willkürliche Veränderung der Versuchsbedingungen
durch den Experimentator ohne Vorwissen
der Mitarbeiter.
Trotz solcher Vorsichtsmaßregeln möchte ich den so
gefundenen Resultaten zunächst nur relative und provisorische
Bedeutung zuerkennen, die Sensitiven also gewisser-
maßen nur als Vorspann zur Gewinnung weiterer objektiver
Versuchsanordnungen benutzt wissen. Unter dieser
Einschränkung möchte ich aber die subjektive Methode der
sensitiven Beobachtung selbst auf die .exakte« Phvsik, die
ja mehr und mehr Strahlungsphysik wird, ausdehnen, lediglich
zu dem heuristischen Zweck, die Auffindung passender
Versuehsbedingungen und Aufstellung von Arbeitshypothesen
zu erleichtern.
) A. de Rochas, die Ausscheidung des Empfindungsvermögens.
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