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436 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1918.)
kannt, was in dies«, oder anderen Organen etwa als opti-
scher Aufnahmeapparat oder als Klanganalysierungsapparat
gedeutet werden könnte; ich wüßte wirklich nicht, was
etwa über die Zirbeldrüse als Aufnahmeorgan Positives
gesagt werden könnte. Allerdings könnte man gerade des-
halb viele Möglichkeiten behaupten, die auf nichts
Tatsächliches gestützt wären, deren exakte Widerlegung
aber immerhin schwierig wräre. Es ist jedoch nicht das Vorgehen
der Wissenschaft, solche Behauptungen aufzustellen
und dann *u sagen: Beweist das Gegenteil!
Solchen luftigen Phantasien wollte ich mich nicht hingeben
, denn — und damit komme ich auf den zweiten,
wichtigeren Punkt-ich bedurfte dessen von meinem Stand-
punkte aus auch garnicht. Mein mehrfach betontes Streben
war ja zu zeigen, daß die materialistischen Theorien in
beiderlei Hinsicht grundsätzlich nicht ausreichen; weder
das Gehirn als Sende- und Aufnahmeorgan, noch die materiellen
und energetischen "Wellen zur uebermittelune tuu
den zu stellenden Forderungen Genüge. Da nun ein Ltor
meist des glücklichen Glaubens lebt, seine Behauptungen
leidlich bewiesen zu haben, so hatte ich keinen Anlaß, nach
den prinzipiellen Darlegungen noch die einzelnen
Organe, über die wir zudem nichts wissen, ?a\ besprechen.
Das hätte vom Standpunkte des Autors geheißen den toten
Feind noch „toter* zu schlagen. Eine Widerlegung meiner
Ansichten dürfte also nicht an Einzelheiten hängen bleiben,
sondern müßte das Seelische wirklich aus der Materie oder
der Energie ableiten und dann zeigen, daß Materie und
Energie zur Ubermittelung von \ orstellung^n genügen und
daß das Gehirn sowohl Sende- als Aufnahmestation aufweist
. — Ich wünsche Herrn EL H. recht baldige Muße zur
Begründung seiner Behauptungen.
Der Wahrspruch des Bewußtseins und seine
kosmische Begründetheit
von Elmer Gates
(Professor der Psychologie in Washington).
Mit einem Nachwort des Übersetzers Alois Kaindl.
^Fortsetzung von Seite 380.)
Man sollte glauben, daß das, was uns der Verfasser
hier mühsam einzuprägen sucht, sich eigentlich von selbst
verstehen sollte. Dem ist aber leider nicht so, denn das
„credo quia absurdum« gilt nicht allein nur für den Glauben,
sondern auch für den Verstand. Auch dieser hält oftmals
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