Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 437
(PDF, 147 MB)
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Gates: Der Wahrspruch d. Bewußtseins u. s. kosna. Begründetheit. 437

mit gleichem Starrsinn wie der Glaube an Ideen fest, die
sich weder mit dem angebornen natürlichen Wahrheitssinn
vertragen, noch mit der Erfahrung in Einklang zu bringen
sind. Eine solche vom Verstände ausgeklügelte und mit
der Wirklichkeit kollidierende Idee, die von der Wissenschaft
noch heute als Dogma heilig gehalten wird, ist der
Lehrsatz: „Nihil est in intellectu, quod non fuerit in sensu.*
Dieser Lehr- oder Grundsatz der Wissenschaft steht auch
in diametralem Gegensatz zu den von Professor Gates entwickelten
und hier wiedergegebenen Ideen. Da ich es zur
Klärung der Wahrheit für förderlich erachte, die Ergebnisse
einer natürlichen Denkweise mit jenen eines rein begrifflichen
und spekulativen Denkens zu konfrontieren, so sehe
ich mich veranlaßt, den Ideengang John Lock es, der zu
jenem falschen Lehrsatz führte, nach Schweglers „Geschichte
der Philosophie* *) hier kurz wiederzugeben. John
Lockes Lehrgebäude ist auf zwei Grundgedanken aufgebaut
, nämlich 1., daß es keine angeborenen Ideen gibt,
Snd 2.; daß alle unsere Erkenntnis L unserer Erfahrung
stammt, die entweder durch die Wahrnehmung «äußerer
Gegenstände durch Vermittlung der Sinne gewonnen wird
und dann Empfindung (Sensation) genannt wird; oder Wahrnehmung
der Tätigkeiten unseres eigenen Verstandes ist,
und dann als innerer Sinn oder besser als Reflexion bezeichnet
wird. Er bestreitet, daß man ohne vorhergehendes
ßaisonnement a priori wissen könne, daß ein Ding unmöglich
sei, da sonst das, was die Natur in die menschliche Seele
geprägt hat, doch früher zu Bewußtsein kommen müßte, als
das, was sie nicht in die Seele geschrieben hat, und daraus
folge, daß ein Angeborensein theoretischer oder praktischer
Ideen nirgends anzunehmen sei, so wenig als ein
Angeborensein von Künsten und Wissenschaften, und daß
demnach der Verstand (oder die Seele) an und für sich
eine tabula rasa, ein- leerer finsterer Kaum, ein weißes
Papier sei, worauf nichts geschrieben stehe. —

Wenn man, wie dieser Philosoph, Verstand mit Seele,
Gehirnbewußtsein mit Seelenbewußtsein identifiziert und die
sinnliche Erfahrung für die einzig mögliche hält, und die
Tatsache übersieht oder ihre Bedeutung verkennt, daß der
weitaus größte Teil der Seele dem Unbewußten angehört,
das die Grundlage ihres bewußten Lebens bildet, so darf
man wohl im voraus erwarten, daß man es verfehlt, im Bewußtsein
jene Urideen zu entdecken, die durch die kosmische
Natur des individualisierten Geistes bedingt sind.

*) Philipp Reciams Universal-Bibliothek.


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