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446 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1918.)
müssen wir vorläufig dahingestellt sein lassen. Auf rein
experimentellem Wege werden sieh solche Fragen kaum je
erledigen lassen.
Zu der Erklärung unseres Falles durch richtiges Hellsehen
stimmt die oft beobachtete Tatsache, daß normalbewußt
denkendes Zurechtlegen, diskursiv logisches Schließen,
Erfassen und Bearbeiten solcher Phänomene dieselben ungünstig
beeinflußt, ja geradezu völlig verhindert und aufhebt
.*) Die Richtigkeit dieser zweiten Erklärung ergäbe
wieder den Erweis, wie die rein oder vorwiegend intellektuelle
Seite des Geisteslebens, die der sogen. Kulturmensch
bislang allein schätzen zu müssen glaubte, doch nur eine
spezielle Abzweigung und Ausgestaltung eines viel umfassenderen
Seelenlebens ist, dessen ursprüngliche Kräfte
dem Alltagsmenschen der Gegenwart okkult geworden, d. h,
ins Verborgene zurückgetreten sind; dort aber leben sie
und warten der Zeit, da sie sich wieder offenbaren dürfen,
vielleicht zu ungeahnter Bereicherung des Menschseins.
Das Leuchten des menschlichen Körpers.
Von Karl Kuhn, Würzburg.**)
Vor einigen Jahren untersuchte Professor Dr. Ed
Haschek im physikalischen Institut der k. k. Universität
• Wien das schwache Leuchten verschiedener Gase, denen
geringe Mengen Radiumemauation beigemengt waren. Dabei
machte Haschek die Beobachtung, daß nach genügend
langem Aufenthalt in der Dunkelkammer der menschliche
Körper, Wäschestücke usw. deutlich so hell erschienen, daß
Haschek z. B. noch in 2 m Entfernung die ausgestreckten
Finger zählen konnte. Es mochte bei diesen Versuchen
eine geringe Menge Radiumemanation lichterregend wirken;
da aber vor mehr als einem halben Jahrhundert, lange vor
der Entdeckung radioaktiver Stoffe, Karl von Reichenbach
ähnliche Beobachtungen gemacht hatte, so unternahm Prof.
Haschek die Nachprüfung eines Teils der Reichenbach 'sehen
Angaben über die Leuchterscheinungen des menschlichen
Körpers und anorganischer Stoffe. Von physikalischer und
chemischer Seite sind darüber bisher keine näheren Unter-
suchungen angestellt worden, woran nach Haschek die viel-
fach unkritische Art Schuld war, in der Reichenbach be-
#) Mein Sohn hatte sonst keine okkulten Erlebnisse. Ich sprach mit ihm
gelegentlich über diese Dinge, er las dies und jenes. Sein Verhalten dazu
war sachlich kritisch. Er ist völlig Alkohol-abstinent und Nichtraucher.
**) Vergl, S. 422 der zugleich eingesandteu Studie.
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